In der Pflege gibt es mehr Geld als anderswo

Die schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche liegen nicht in erster Linie an den Gehältern

Von Paula Schöber

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind hierzulande katastrophal und die Bezahlung schlecht? Zumindest letztere landläufige Meinung hat das Statistische Bundesamt am Montag teilweise entkräftet. Demnach verdienen ausgebildete Pflegekräfte in Deutschland im Schnitt deutlich mehr als Beschäftigte in anderen Ausbildungsberufen. Während Personen mit Ausbildungsabschluss im April 2023 durchschnittlich 3.714 Euro verdienten, lag das Durchschnittsgehalt in der Krankenpflege bei 4.067 Euro, in der Altenpflege bei 3.920 Euro.

Pflegeberufe wie Alten- und Krankenpfleger führen die Spitze der Berufe mit Fachkräftemangel an. Insgesamt arbeiten rund 1,2 Millionen Menschen in der Pflegebranche. Doch die Arbeitsbedingungen sind oftmals belastend, sodass mit 65 Prozent im Jahr 2021 ein Großteil der Pflegekräfte in Teilzeit arbeitet.

Thorsten Mittag, Referent für Altenhilfe und Pflege beim Paritätischen Gesamtverband, findet, die Bezahlung sei inzwischen dort, wo sie hingehört, doch „der Weg dahin war erheblich schwer“. Zumindest die angemessene Bezahlung sei damit keine Baustelle mehr, um die vielen freien Stellen in der Pflege zu besetzen, insbesondere aufgrund der tariforientierten Lohnsteigerungen in den nächsten Jahren. Allerdings glaubt Mittag nicht, dass sich nur dank höherer Gehälter wesentlich mehr Menschen für den Pflegeberuf entscheiden würden. Es komme jetzt vielmehr auf Faktoren wie Dienstplan, Anerkennung, Sicherheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Entwicklungsmöglichkeiten an, wofür die Einrichtungen heute schon viel investierten.