„Doktorspiele sind normal“

Vortrag über kindliche Sexualität bei Pro Familia

■ ist Sexualpädagogin bei Pro Familia in BremenFoto: Privat

taz: Frau Kick, inwiefern kann man bei Kindern überhaupt von Sexualität sprechen?

Maren Kick: Für Kinder ist die Sexualität bis zu einem Alter von sechs Jahren vor allem durch Spontanität, Unbefangenheit und Neugier geprägt. Es ist keine Sexualität, die etwas mit Geschlechtsverkehr zu tun hat. Aber wenn man sie lässt, fangen sie schon früh an, sich und ihren Spielpartner zu entdecken. Dass es sich bei Sexualität um etwas Intimes handelt, merken sie erst später.

Wie reagieren Ihrer Erfahrung nach Eltern und ErzieherInnen darauf?

Viele sind unsicher und wissen nicht genau, wie sie damit umgehen sollen, vor allem im Kindergarten. Erzieherinnen haben häufig noch sehr rigide Vorstellungen. Diese kommen auch durch die Unsicherheit der Erwachsenen zustande.

Wie geht man mit kindlicher Sexualität richtig um?

Sie sollte zugelassen werden, wenn auch in einem bestimmten Rahmen. Doktorspiele im Alter von vier Jahren sind normal. Die Kinder lernen dabei ihre eigenen Grenzen kennen. Eltern sollten normal mit ihrem Kind darüber reden und die Geschlechtsteile beim Namen nennen, statt Kunstwörter zu erfinden.

Prägt der Umgang mit der Sexualität in diesem Alter auch das spätere Leben?

Offenheit ist eine gute Voraussetzung für einen späteren selbstbewussten Umgang mit Sexualität. Verbote führen zu Scheu und verbinden Sexualität mit etwas Negativem.

Interview: Christoph Pagel

„Körper, Liebe Doktorspiele“, 20 Uhr, Weserstraße 35