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Marcus Woeller schaut sich um in den Galerien von Berlin

Flüchtige Zeichen huschen über die Leinwände, verdichten sich zu markanten Spuren von Farbe. Gekritzelt, verschmiert. Die Gemälde, die Matthias Schaufler zurzeit in der Galerie Cinzia Friedländer ausstellt, erinnern an Cy Twombly. Gestische Pinselstriche wuchern nur so über den weißen Malgrund, verknäueln sich zu tiefen Farbräumen, um dann wieder auseinanderzudriften, wie Zeichen einer unleserlichen Schrift. Im Unterschied zu früheren Arbeiten wirken die Bilder lichter und ungegenständlicher. Trotzdem meint man, im Dickicht der Farbfetzen noch einen Rest Figuration zu erahnen. Die „Imkerin“, von der der Titel der Ausstellung spricht, ist nicht zu sehen. Am ehesten beschwört Schaufler noch das Summen der vom Rauch nur leidlich betäubten Bienen, die ihren verschleierten Imkerhut umschwirren. In unserer Imagination freilich nur. Malerei ist immer Kampf um das Bild. Bei Schaufler wird der Kampf um die Malerei selbst geführt – und die Frage, wo sie beginnt und aufhört.

 Fantasie ist auch bei Phanos Kyriacou und Anneli Schütz gefragt. Ihre Installation bei Kinderhook & Caracas besteht aus Fundstücken, Leuchtstoffröhren und Objekten, Bildern und Betonbrocken. In ein graues Relief sind kleine Knochen eingelassen, die einen Würfel formen. Wie eine Paraphrase auf die Anfangssequenz von Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ scheint es Anfangs- und Endpunkt einer Erzählung zu sein. „Spending Dark Days in the Sun“ wirft uns Indizien von einer Archäologie der Logik vor die Füße und der Archivierung von Erinnerung, lässt uns aber verunsichert zurück. Die Narrationsbruchstücke formulieren keine zusammenhängende Geschichte. Einen Hinweis geben die Künstler vielleicht mit einem Zitat der Familie Feuerstein: „Gute Mauern schaffen gute Nachbarn.“ Hier sind die Mauern aber schon eingerissen.

■ Matthias Schaufler, „Imkerin“, bis 9. Juni, Mi.–Sa., 13–18 Uhr, Galerie Cinzia Friedländer, Potsdamer Str. 105 ■ Phanos Kyriacou / Anneli Schütz, „Spending Dark Days in the Sun“, bis 29. April, Fr./Sa., 14–18 Uhr, Kinderhook & Caracas, Kreuzbergstr. 42e

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