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Wenn an der Brücke laut klopfend der Tod lauert

Die Stinte sind da. Kleine Fische, etwa 15 bis 20 Zentimeter lang. Am Ende des Winters wandern sie aus Nord- und Ostsee zum Laichen in die Unterläufe der Flüsse ein. Ein Teil von ihnen kehrt nicht zurück, weil Angler sie aus dem Wasser holen und als Delikatesse – in einer Panade aus Roggenmehl – verkaufen oder selbst essen. Schon Mitte Februar stehen in diesem Jahr in Bremen die Angler vor den Tiefer-Arkaden und lassen Senknetze auf den Wesergrund sinken. Eine Methode, mit der sich größere Mengen auf einmal keschern lassen und die deshalb in Hamburg seit zwei Jahren verboten ist. Dort müssen die Stinte einzeln mit der Handangel gefangen werden.

Eine solches Senknetz liegt auf dem Uferweg unterhalb der Wilhelm-Kaisen-Brücke, zwei Dutzend Stinte zappeln darin, japsend, erstickend. Ein Angler greift sich einen nach dem anderen und schlägt ihn auf der metallenen Brüstung tot. Das dauert. Dong, dong, dong, dong, tönt es, kurze Pause, der nächste, dong, dong, dong, dong.

Bremen-Mitte

17.560 Ein­wohner*innen.

Die Tiefer-Arkaden an der Weserpromenade stammen aus dem Jahr 1913. Hier befindet sich auch das vor einem halben Jahr eingeweihte und von der taz initiierte Arisierungs-Mahnmal.

Fische, das zeigen neuere Forschungsergebnisse, empfinden entgegen dem, was Angler und Fischindustrie lange behauptet haben, Schmerzen und Stress. Und doch behandeln wir sie wie Gemüse. Eiken Bruhn