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Wenn die KI den Weg zum Brutalismus weist

Unterwegs von einem Termin in Dortmund zum nächsten in Bonn und noch reichlich Zeit, einen Programmpunkt einzuschieben. Soll es hier in der Gegend nicht eine berühmte hässliche Kirche geben? Mit Blumen in den Fenstern? Dafür liebe ich mein Smartphone. Die KI spricht zwar blechern, macht aber keine dummen Bemerkungen wie eventuelle Mitreisende: „Wie willst du hinkommen, wenn du nicht weißt, wo das ist? Lass lieber Pizza essen.“ Das Smartphone macht „Pling“ und sagt mir, die hässliche Kirche in der Nähe sei der Wallfahrtsdom zu Neviges, nennt Route, Fahrtzeit, Öffnungszeiten.

Der Dom ist wirklich sehr, sehr hässlich. Ein Blubb aus Beton und keine Reise wert. Einen Abstecher schon. Die Blumenfenster sind rot und wunderschön. Jetzt hätte ich doch gerne einen Mitreisenden. Die stoische KI hat keine Meinung, ob der Dom bereits als hässlich galt, als Brutalismus in der Architektur noch trendy war. Oder was aus all den Bauten wird, wenn Kirchen wegen Missbrauchs- und anderen Skandalen abgeschafft worden sind.

Neviges

18.500 Ein­wohner*innen.

Der Wallfahrtsdom in dem Ortsteil von Velbert ist nach dem Kölner Dom die zweitgrößte Kirche im Erzbistum Köln. Geplant hat sie der Architekt Gottfried Böhm, der eine Menge Kirchenbauten in seinem Werkverzeichnis hat.

So aber setze ich mich allein ins Auto und lasse mich vom Smartphone zur nächsten Pizzeria führen. Essen ist eine gute Idee. Sigrid Tinz