Aufstieg nebenbei

Für Menschen in sozialen und Gesundheitsberufen bietet das HWP-Weiterbildungsinstitut ein Management-Studium an. Jetzt feiert die Fortbildung Jubiläum. Info-Nacht über Angebots-Palette

von Eva Weikert

Beruflich sah sich Gabriele Sturis vor gut sieben Jahren in einer Sackgasse. Damals arbeitete sie als Erzieherin – „ein Beruf, der überhaupt keine Aufstiegsmöglichkeiten bietet“, meint die 48-Jährige. Eigentlich habe sie darum studieren wollen. „Aber ein Ganztags-Studium war weder mit Job noch mit Familie vereinbar“, so Sturis, die Mutter zweier Kinder ist. Geschafft hat sie den Aufstieg trotzdem. Heute darf sie sich „Managerin im Sozial- und Gesundheitswesen“ nennen und steht als Leiterin einer Kita im schleswig-holsteinischen Elmshorn 16 MitarbeiterInnen vor. Den Weg dorthin hat ihr ein berufsbegleitendes Studium am Weiterbildungsinstitut der Hamburger Uni für Wirtschaft und Politik (HWP) ermöglicht, das jetzt 15 Jahre alt wird.

Im Herbst wird das Jubiläum des Studiengangs „Sozial- und Gesundheitsmanagement“ in den Räumen der früheren HWP gefeiert, die durch einen Beschluss des CDU-Senats kürzlich in eine Fakultät der Hamburger Universität eingegliedert wurde. Diese führt seither auch das HWP-Weiterbildungsinstitut unter ihrem Dach. Dessen Angebot richtet sich an Berufstätige, die sich nebenbei weiterbilden wollen. Der Studiengang Sozial- und Gesundheitsmanagement wird in Themenblöcken an Abenden und Wochenenden oder als Bildungsurlaub absolviert. Rund 280 TeilnehmerInnen zählt die HWP pro Semester. „Ein so genanntes Kontaktstudium“, erklärt Annedore Bröker, Berufsberaterin bei der Hamburger Arbeitsagentur, „ermöglicht etwas bessere Aufstiegschancen, es gibt aber keinen Anspruch darauf, dass es honoriert wird.“

Auslöser für die Gründung des HWP-Studiengangs war eine empirische Studie über Sozialstationen in Hamburg. Bei seiner Untersuchung stellte HWP-Professor Wulf Damkowski 1987 einen großen Fortbildungsbedarf bei den MitarbeiterInnen in sozialen Einrichtungen, in Pflegeheimen und Krankenhäusern fest und entwickelte daraus zunächst ein Seminarangebot, bevor 1990 ein Curriculum erarbeitet war und der Studiengang starten konnte.

Auf dem Plan stehen etwa das System der sozialen Sicherung und der Gesundheitsversorgung, Betriebswirtschaft und Sozialrecht. Dazu gibt es Wahlpflichtfächer wie Marketing oder Datenschutz. „Ich will mein Metier besser beherrschen“, sei einer der meistgenannten Gründe für die Aufnahme des Studiums, so Instituts-Sprecherin Heike Klopsch. Mangelnde Führungskompetenzen, komplizierte Behördenstrukturen und Finanzfragen machten den Beschäftigten im sozialen und Gesundheitsbereich häufig zu schaffen.

„Mir ging es nicht um Karriere, sondern darum, inhaltlich dazuzulernen“, sagt denn auch Christoph Kranich, Absolvent einer der ersten Jahrgänge. Der 51-Jährige leitet heute die Abteilung Gesundheitsdienstleistungen in der Verbraucherzentrale. Als er mit 38 Jahren an die HWP ging, war er geschäftsführender Mitarbeiter einer PatientInneninitative. „Ich hatte Pädagogik studiert und Krankenpfleger gelernt“, so Kranich, „aber nicht, wie man einen Laden führt.“ Inzwischen gilt er bundesweit als Experte für PatientInnenvertretung und lehrt selbst im HWP-Studiengang.

Bewerber müssen eine Berufsausbildung oder ein Hochschulstudium und eine Tätigkeit im Sozial- oder Gesundheitsbereich vorweisen. Wer es bis zum Abschluss bringen will, muss mit etwa drei Jahren Studienzeit oder 600 Unterrichtsstunden à sechs Euro plus 30 Euro Semestergebühr rechnen.

„Auf Heller und Pfennig zahlt sich mein Studium noch nicht aus“, so Kita-Leiterin Sturis, die im Februar die Fortbildung abgeschlossen hat. „Aber es macht sich schon deshalb bezahlt, weil ich persönlich viel mitgenommen habe.“