Berlin dreht mal wieder großes Rad

Auf der 10. Sternfahrt erwarten die Veranstalter rund 250.000 RadfahrerInnen. Wie immer wird die Tour eine Mischung aus Sonntagsausflug und politischer Demonstration sein. Und jeder kann sein persönliches Tempo wählen

Bürger, lasst das Glotzen sein, kommt herunter, reiht euch ein: So in etwa stellt sich Benno Koch, der Fahrradbeauftragte des rot-roten Senats, die 10. Berliner Sternfahrt vor. „Einfach aus dem Fenster schauen, und wenn die Radfahrer vorbeikommen: mitfahren“, sagt Koch. Am Sonntag werden Berlins Straßen wieder zu Radwegen, die Veranstalter erwarten rund 250.000 TeilnehmerInnen. So viele waren es auch im letzten Jahr.

Wer nicht an einer der geplanten Strecken wohnt, kann sich an 81 offiziellen Ausgangspunkten in Berlin und Brandenburg mit anderen Fahrern treffen – neu hinzugekommen sind Nauen, Brieselang und Teltow. Sie sind auf der Karte mit der jeweiligen Uhrzeit verzeichnet (siehe oben).

Natürlich soll es mehr sein als ein lustiger Sonntagsausflug. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) verbindet die Sternfahrt mit politischen Anliegen: Er verlangt unter anderem, dass neue Fahrradspuren nur noch auf den Fahrbahnen, nicht auf Gehwegen angelegt werden – auf den Radstreifen können Autofahrer die Radler nicht so leicht übersehen. Außerdem tritt der ADFC für eine Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern im ICE ein. Lkw sollen nach dem Wunsch der Rad-Lobbyisten mit zusätzlichen Rückspiegeln ausgestattet werden, um den toten Winkel zu beseitigen.

Jeder kann seine Teilstrecke nach Gusto und Kondition wählen: Die Radler fahren in Berlin mit durchschnittlichen 13 Kilometern pro Stunde, das geben Fahrrad-Ordner vor. Auf den Brandenburger Alleen wurde die Geschwindigkeit auf 15 Kilometer pro Stunde erhöht. Zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin geht es mit 27 Kilometern pro Stunde richtig sportlich zur Sache: „Das ist nur etwas für gut trainierte, regelmäßige Fahrer“, sagt Koch.

Familien mit Kindern können dieses Jahr zum Beispiel direkt vom Alexanderplatz zum Großen Stern radeln. Menschen, die sich sonst eher im Auto fortbewegen, rät Koch zu den beiden Autobahnstrecken: „Einmal mit dem Fahrrad auf der Avus, das ist auch für viele Autofahrer der Höhepunkt des Jahres.“

Auf dem Umweltfestival der Grünen Liga Berlin können sich die Sternfahrer anschließend erholen. Unter dem Motto „Prima Klima!“ werden zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern 100.000 Gäste erwartet. Die rund 200 Verbände, Firmen und Händler konzentrieren sich auf die Themen Klimaschutz und Luftreinhaltung. Wenn die Radfahrer dort ankommen, haben sie ihren Teil dazu bereits geleistet. FRAUKE ADESIYAN