Iran und seine Verbündeten

Syrien: Gemeinsame Sache mit Assad

Im syrischen Krieg steht der Iran seit 2011 treu an Assads Seite – militärisch, politisch und wirtschaftlich. Ideologisch begründeten sie ihre Unterstützung damit, die islamische Front gegen den Unglauben zu bekämpfen, anstatt das syrische Regime gegen die eigene Bevölkerung. Trotz damaligem Waffenembargo lieferte der Iran in den Jahren nach Beginn des Krieges Waffen, Überwachungstechnik und Giftstoffe an die syrische Regierung. Zwischen 2013 und 2015 gewährte der Iran Assad einen Kredit von 4,5 Milliarden Dollar. Iranische Kommandeure und Militärberater sind in Syrien stationiert, um die syrische Armee zu unterstützen. Über den Landweg in Syrien laufen auch die Waffenkonvois an die libanesische Hisbollah. Durch die Präsenz pro-iranischer Milizen ist Syrien in die Kämpfe vor dem Hintergrund des Kriegs zwischen Israel und der Hamas gelangt. Seit Mitte Oktober gab es insgesamt 165 Angriffe auf US-Streitkräfte und deren Verbündete. Die USA wiederum gehen mit Luftangriffen gegen die pro-iranischen Gruppen vor. Der Kommandeur Abu Bakr al Saadi, der für militärische Angelegenheiten in Syrien zuständig gewesen ist, wurde am Mittwoch in Bagdad durch einen US-Luftangriff getötet. Bei einem Angriff in Jordanien Ende Januar wurden drei US-Soldaten getötet. Hochrangige Kommandeure der iranischen Revolutionsgarden sollen daraufhin ihre Posten an der irakisch-syrischen Grenze verlassen haben. Als Vergeltung griffen die pro-iranischen Milizen mit Drohnen einen US-Stützpunkt in Nordsyrien an. Laut Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien vom Territorium aus, das von Assad kontrolliert wird. Julia Neumann

Libanon: Die Hisbollah als verlängerter Arm

Im Libanon agiert die Hisbollah als verlängerter Arm des Iran. Die Partei hat sich 1982 gegründet, als paramilitärischer Verbund schiitischer Gruppen gegen die damalige israelische Invasion im Libanon. Die Hisbollah ist eine Partei, die an der derzeitigen Regierung beteiligt ist, und auch eine hochgerüstete Miliz. Über ihre anti-israelische und anti-imperialistische Ideologie ist sie mit dem Iran verbunden. In der israelisch-libanesischen Grenzregion gibt es derzeit gegenseitige Luftangriffe zwischen Kämpfern der Hisbollah und Israels Armee. Viele Menschen im Libanon glauben, dass die Hisbollah die libanesische Grenze gegen Israel verteidigt. Sie ist militärisch stärker als die libanesische Armee. Vor allem, da der libanesische Staat pleite ist und Sol­da­t*in­nen schlecht bezahlt. Die Hisbollah zahlt weitaus mehr. Das Geld für Kämpfer und Waffen kommt unter anderem aus dem Iran sowie aus Drogengeschäften. Außenpolitisch setzen die steigenden Todesopfer der israelischen Angriffe in Gaza die vom Iran heraufbeschwörte „Einheit der Fronten“ unter Druck. Deshalb führt die Allianz aus ihrer Sicht Abschreckungsmaßnahmen durch, wie Angriffe auf US-Streitkräfte. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah wird als eine Art Hauptsprecher der verbündeten Milizen gesehen. Laut Nasrallah dienten die Angriffe der Milizen der ideologischen Bekräftigung, seien aber nicht auf eine Erweiterung des Krieges seitens Iran ausgelegt. Julia Neumann

Gaza: Geeint in Feindschaft gegen Israel

Die islamistischen militanten Organisationen Hamas und Islamischer Dschihad sind der sunnitische Teil der iranischen, ansonsten vor allem schiitisch geprägten „Achse des Widerstands“ im Nahen Osten. Auch wenn Iran und die beiden Gruppen zu Ausprägungen des Islam gehören, die sich mitunter feindlich gegenüberstehen, wiegen die gemeinsamen Ziele doch schwerer – allen voran die Frontstellung zum Westen und zu Israel mit dem erklärten Ziel, es zu zerstören. Der Iran unterstützt beide seit ihrer Gründung – in Form von Geld, Waffen und Know-how. Der Islamische Dschihad ist ein reiner Stellvertreter des Iran und hängt vollkommen von seiner Unterstützung ab. Kurz nach dem Sturz des Schahs im Iran gründete er sich 1979 in Gaza. Die Vorgängerin der Hamas, die aus der ägyptischen Muslimbruderschaft hervorging, schrieb sich zu Beginn Karitatives auf die Fahnen und wurde zunächst von Israel unterstützt. Mit Beginn der Ersten Intifada Ende der 1980er versuchte die Hamas, eine prominente Rolle zu übernehmen, und nannte in ihrer Charta die Zerstörung Israels als Ziel. 2006 gewann sie die palästinensischen Wahlen und übernahm die Macht in Gaza. Der internationale Boykott dieser Regierung führte zu mehr Unterstützung aus dem Iran. Im Gegensatz zum Islamischen Dschihad setzt die Hamas auch auf Unterstützung aus Katar und anderen Ländern. Kurz vor dem 7. Oktober waren laut Wall Street Journal rund 500 palästinensische Mitglieder der beiden Gruppen für eine Kampfausbildung im Iran. Judith Poppe

Irak: Milizen mit Iran-Connection

Im Irak sind es etliche bewaffnete Gruppen, über die Iran den Einfluss in seinem Nachbarland ausgebaut hat. Als der „Islamische Staat“ (IS) vor zehn Jahren sein Kalifat errichtete und Teile des Iraks und Syriens unter seine Terrorherrschaft brachte, hatten Irak, Iran und die USA ausnahmsweise dasselbe Ziel: die Dschihadisten zurückzudrängen. Das gelang, doch im Irak bestanden die paramilitärischen Gruppen, die Regierungschef Nuri al-Maliki 2014 zu einer Kampftruppe gegen den IS zusammenschweißte, vor allem aus schiitischen Kämpfern. Die Milizen wurden von Iran ausgebildet, beraten und teils auch finanziert – und als der IS besiegt war, lösten sie sich nicht einfach auf.

Heute, vereint unter dem Dach der Volksmobilisierungseinheiten, sind die Milizen ein zentraler Player im Irak und existieren parallel zur Armee. Zwar wurden sie 2016 in die staatlichen Strukturen integriert und unterstehen dem Regierungschef, sind aber Teheran weiterhin sehr nahe. Aus ihren Reihen hat sich auch die Gruppe „Islamischer Widerstand im Irak“ gebildet, die den Anschlag in Jordanien für sich reklamierte, bei dem Ende Januar drei US-Soldaten getötet und Dutzende verletzt wurden.

Jannis Hagmann

Jemen: Profis im asymmetrischen Krieg

Die Huthis sind eine schiitisch-islamistische Bewegung, die weite Teile Jemens kontrolliert. Die dezidiert anti-amerikanische und anti-israelische Gruppe hat eine Gegenregierung aufgebaut und verfügt über schlagkräftige Waffen, vor allem Drohnen und Raketen, die auch Israel erreichen können. Nach US-Informationen wurde das Waffenarsenal in enger Kooperation mit Irans Revolutionsgarden aufgebaut. Die Huthis sind Profis in asymmetrischer Kriegsführung, denn der Jemen liegt an der Meerenge Bab al-Mandeb am südlichen Roten Meer. Mit ihrem Beschuss von Schiffen, denen sie eine Verbindung zu Israel nachsagen, gefährden sie die internationale Schifffahrt. Angegebenes Ziel ist es, Druck auszuüben, damit Israel den Gaza-Krieg beendet. Mit ihrer Gaza-Solidarität konnten die Huthis in der jemenitischen Bevölkerung Sympathien gewinnen.

Wie die Huthis zur Internationalisierung des Gaza-Kriegs beitragen, zeigt die Tatsache, dass die Bundeswehr im Rahmen der am Donnerstag beschlossen EU-Mission „Aspides“ ein Kriegsschiff ins Rote Meer schickte, um Huthi-Geschosse abzufangen. An US-Angriffen auf Festlandstellungen will die EU nicht teilnehmen. Jannis Hagmann