LESERINNENBRIEFE
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Voran, Kameradin!

■ betr.: „Unangenehme Wahrheiten für die deutsche Politik“, Kommentar von Britta Petersen, taz vom 21. 8. 09

Leserbrief: Noch mehr Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan? Zackig, Frau Petersen! Schlage vor, Umfrage unter taz-Lesern zu starten. Ziel: Freiwilligenarmee, Interkampfbrigaden oder Ähnliches. Hinweis: Auch Sie als Frau können heutzutage den Helm aufsetzen! Mit gutem Beispiel voran, Kameradin! HEINER ZOK, Schiffdorf

Chirurgische Schläge

■ betr.: „Unangenehme Wahrheiten für die deutsche Politik“

Das ist ja schon ein merkwürdiger Kommentar, den ich da in der taz lesen darf. Da steht, dass Nordafghanistan „vom Virus des Aufstands infiziert ist“ – was soll diese Biologisierung denn? Kommen dann als Nächstes „chirurgische Schläge“? Ist „Aufstand“ eine Krankheit? Und braucht es für einen „Aufstand“ nicht etwas mehr, als in der Bevölkerung eher unbeliebte Taliban?

Und dann: „Wer die Situation in Afghanistan nur ein bisschen kennt, weiß, dass die Diskussion um eine Exitstrategie eine Scheindebatte ist.“ Aha. Wer was anderes meint, hat keine Ahnung, ein tolles Argument! Und warum Scheindebatte? Weil die USA nicht wollen. Auch toll, wenn jede Debatte dann endet, wenn die USA dagegen sind. Und über „billigen Populismus“ holpert der Kommentar seinem Ende entgegen: „Die Bundeswehr, die in der Bündnispflicht und in Afghanistan steht.“

Da fallen selbst mir für den Afghanistankrieg noch bessere Argumente ein, als die Sekundärtugend Bündnispflicht. Zum schlechten Ende gefährdet dann die Bundeswehr selbst, nicht etwa die Regierung, für den Fall, dass nicht noch mehr Soldaten hingeschickt werden, „das Leben deutscher Soldaten“. Ich fürchte, diese und viele andere Leben sind schon längst in großer Gefahr. HOLGER BERGMANN, Ongwediva, Namibia

Militär bringt keinen Frieden

■ betr.: „Unangenehme Wahrheiten für die deutsche Politik“

Liebe Frau Petersen, wenn die Taliban in den Norden „ausweichen“, was genau soll eine eventuelle Verstärkung der deutschen Truppen in Afghanistan bewirken: Dass sie wieder in den Süden zurückgetrieben werden und die US-Streitkräfte sehen müssen, wie sie mit ihnen fertig werden? Oder dass sie in eines der Nachbarländer ausweichen und dort Unruhe stiften? Ist die unangenehme Wahrheit für die deutsche Politik wirklich, dass mehr Truppen benötigt werden, oder ist sie nicht vielmehr, dass sich in Afghanistan von Tag zu Tag deutlicher zeigt, dass Militär völlig ungeeignet ist, Friedensprozesse in Gang zu bringen? UTE FINCKH, Berlin

Richtig aufräumen

■ betr.: „Unangenehme Wahrheiten für die deutsche Politik“

Britta Petersen sollte unseren „Friedensminister“ Jung ablösen und die gesamte Bundeswehr mit nach Afghanistan mitnehmen. Dann kann sie dort richtig aufräumen und die Bundesrepublik wäre der Freund aller Alliierten. Ein tolles Gefühl, aber ein Krieg wäre das ja dann immer noch nicht. Die taz ist schon eine tolerante Tageszeitung. Aus dem Grund lese ich sie. PETER TRENN, Berlin

Kriegstreiberkommentar

■ betr.: „Unangenehme Wahrheiten für die deutsche Politik“

Was soll dieser Kriegstreiberkommentar? Kriegsgegnerschaft als Populismus zu verunglimpfen, das macht die Politik, warum auch noch die taz? Möchte sie Leser gewinnen, indem sie die Speerspitze des deutschen Imperialismus sein möchte – so wie die Grünen etwa? Fürwahr, ein megabescheuerter Standpunkt und alles andere als ein kritischer! WOLFGANG RICHTER, Augsburg

Hin zur nebulösen rechten Mitte

■ betr.: „Rettet ER die SPD?“, taz vom 22./23. 8. 09

„ER“ (Lafontaine) hatte schon damals versucht gehabt, die SPD zu retten. Aber die war unbeirrbar entschlossen, sich von einer sozialistischen Partei der arbeitenden Bevölkerung hin zu einer nebulösen „Mitte“ zu entwickeln, nach rechts, wo sich andere längst festgesetzt hatten, darunter eine Partei mit einer Mutter-der-Nation-Anmutung. Und sie wollte unbedingt ihren konsequenten Friedenskurs verlassen, um junge Deutsche als Söldner der USA in die Kampflinien zu schicken. Schade drum, denn bald wird man „SPD“ mit „Schrumpf-Partei Deutschlands“ übersetzen müssen. GÜNTER RAMDOHR, Leutenbach