Vielseitig und verlässlich

Andreas Brehme, Torschütze zum Fußball-WM-Titel 1990, ist mit 63 Jahren an Herzversagen gestorben

Weltmeister Brehme Foto: dpa

Mit Andreas Brehme verbinden deutsche Fußballfans zuvorderst eine Szene. „Ich werde tagtäglich auf den Elfmeter angesprochen“, sagte Brehme noch 30 Jahre später. Seine Nervenstärke vom Punkt bescherte dem deutschen Nationalteam 1990 im Olympiastadion von Rom den Weltmeistertitel. Der vorgesehene Schütze Lothar Matthäus hatte ihm den Vortritt gelassen und der Verteidiger mit dem strammen Schuss sorgte im WM-Finale für den einzigen Treffer.

Es war der größte Glücksmoment in der Karriere des gebürtigen Hamburgers. Seine größte Enttäuschung hat sich ebenso in das Gedächtnis vieler eingegraben. In den Armen seines Gegenspielers Rudi Völler (Bayer Leverkusen) weinte Brehme herzzerreißend, als nach Spiel­ende sein Abstieg mit dem 1. FC Kaiserslautern 1996 feststand.

Kaiserslautern war Anfang der 80er Jahre auch Startpunkt seiner Karriere, die ihn über Bayern München zu Inter Mailand führen sollte. Nationale Meistertitel gewann er mit Kaiserslautern, Bayern und Mailand. Mit Inter war er 1991 gar im Uefa-Cup-Finale erfolgreich. Geschätzt war bei den europäischen Spitzenklubs vor allem Brehmes Vielseitigkeit. Elfmeter und Freistöße trat er mal mit dem linken, mal mit dem rechten Fuß. Weitaus weniger glänzend verlief seine Trainerkarriere. Nach Anfangserfolgen musste er nach 20 Monaten die Bank in Kaiserslautern räumen. Die SpVgg Unterhaching trainierte er nicht mal eine Saison.

Brehme war zudem treuer Lieferant für Fußballsprüchesammler, die ihre Helden jenseits des Platzes oft belächeln. Zitiert wurde er gern mit der Bemerkung: „Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank!“ Dabei war es ihm gegeben, Widrigkeiten des Lebens schlicht auf den Punkt zu bringen: „Hast du Scheiße am Fuß, hast du Scheiße am Fuß.“

Vor wenigen Wochen wurde Brehme als einer der engsten Wegbegleiter von Franz Beckenbauer zu dessen Tod befragt. Er sinnierte über ein magisches Dreieck im Himmel, das dort nun Pelé, Maradona und Beckenbauer bildeten. Andreas Brehme ist in der Nacht zum Dienstag im Alter von 63 Jahren dazugestoßen. (jok)