Ratlos in Abschiebehaft

Auf eine Ausschreibung für die Beratung bekamen Hamburg und Schleswig-Holstein keine Angebote

In der gemeinsamen Abschiebehaft von Hamburg und Schleswig-Holstein in Glückstadt gibt es seit dem Rückzug der Diakonie Ende 2023 keine Sozialberatung mehr. Auf die Ausschreibung sei kein Angebot eingegangen, teilte das Justizministerium in Kiel mit. Das Ministerium habe dann „proaktiv“ mit Trägern Verhandlungen aufgenommen. Inzwischen habe ein Träger Interesse angemeldet, von ihm werde nun „zeitnah“ ein Angebot erwartet, hieß es.

Bislang hatte die Diakonie Rantzau-Münsterdorf die Aufgabe übernommen, die Bewohner der Abschiebehaft hinsichtlich ihrer rechtlichen Situation zu beraten und sie über ihre Möglichkeiten aufzuklären. Ende 2023 war der Vertrag ausgelaufen. „Wir wollten nicht verlängern, weil uns das fachlich qualifizierte Personal fehlt“, sagte der Leiter der Diakonie, Thorsten Sielk, dem epd.

Der Job in der Abschiebehaft sei sehr anspruchsvoll und psychisch belastend. Die Inhaftierten sind in Haft, obwohl sie nicht straffällig geworden sind. In der Regel werden sie binnen weniger Wochen abgeschoben, oftmals mit ungewissem Ziel. „Das war auch für unsere Mitarbeiter schwer. Nach ein, zwei Jahren brauchten sie einen Jobwechsel“, so Sielk.

Hinzu komme die Lage der Abschiebehaft, die eine Stellenbesetzung schwierig mache. „Glückstadt liegt unglücklich“, so Sielk. Die Stadt sei von viel Wasser umgeben und habe keinen direkten Autobahnanschluss. Bis Ende 2023 zählte die Diakonie 250 Inhaftierte in der Abschiebehaft, die im August 2021 an den Start ging. Mit fast allen sei die Diakonie ins Gespräch gekommen, sagte Sielk.

Laut Ministerium befinden sich derzeit 18 Migranten aus Marokko, Syrien, Algerien, Pakistan, Polen, Moldau, der Türkei, Serbien, Somalia, Bulgarien, Afghanistan und Russland in der Abschiebehaft. (epd)