lei­bes­übun­g*in­nen
: Attackieren ohne Risiko

Lara Gut-Behrami führt im alpinen Ski-Weltcup. Ihre Stabilität auf den Brettern sucht ihresgleichen

Es war wieder einmal sehr knapp. Am Ende entschied eine Hundertstelsekunde über Sieg und Platz zwei beim Weltcup-Riesenslalom in Andorra. Gewonnen hat Lara Gut-Beh­rami aus der Schweiz vor der Neuseeländerin Alice Robinson. Damit hat Gut-Behrami die Führung im Gesamt-Weltcup übernommen. Fünf Punkte Vorsprung hat sie da jetzt vor der US-amerikanischen Überskifahrerin Mikaela Shiffrin. Die konnte sich an diesem Ski-Wochenende dagegen nicht wehren.

Sie pausiert mit einer Verletzung. Immerhin möchte sie zum Ende dieser Woche wieder zurückkommen. Beim Riesenslalom von Andorra fehlten weitere vier Fahrerinnnen aus den Top Ten der Gesamtwertung im Weltcup wegen Verletzungen. Für die Viertplatzierte Petra Vlho­va aus der Slowakei ist die Saison nach einem Kreuzbandriss zu Ende. Die Italienerin Sofia Goggia hat sich bei einem Trainingssturz schwere Frakturen im rechten Bein zugezogen. Auch bei der Kanadierin Valerie Grenier ist das Kreuzband nach einem schweren Sturz beim Super-G von Cortina d’Ampezzo gerissen. Die Schweizerin Michelle Gisin immerhin konnte nach ihrem Sturz in Cortina am Sonntag beim Slalom wieder an den Start gehen. Lara Gut-Behrami weiß, dass sie ihre Führung im Weltcup auch dem Verletzungspech ihrer Konkurrentinnen zu verdanken hat.

Sie sagt von sich, dass sie durchaus attackiere auf den Pisten. Die Aufholjagd von Platz neun nach ganz vorne am Samstag belegt das. Nach ihrem Sieg im Riesenslalom am Kronlpatz unter der Woche meinte sie: „Ich fühle mich so gut auf den Ski, dass ich attackieren kann, ohne zu viel zu riskieren.“ Ist sie einfach nur vorsichtiger?

Nach den entsetzlichen Sturzrennen von Cortina lieferte sie eine erstaunliche Erklärung für die vielen Ausfälle ihrer Kolleginnen. „Die Funksprüche dauern ewig. Es fühlt sich so an, als müsse jeder Meter genau analysiert werden. Aber wenn der Plan nicht aufgeht, landest du gleich im Netz“, meinte die Super-G-Olympiasiegerin von Peking vor einer Kamera des österreichischen Fernsehens. „Als ich 20 war, wusste ich: 'Der Schnee ist heute schneller, die Sprünge weiter, ich muss mich bewegen. Jetzt sucht man nur noch den einen Zentimeter, aber denkt nicht daran, dass man sich immer bewegen, immer aktiv sein muss.“ Unverwundbar macht sie diese Erkenntnis sicher nicht, auch wenn die 32-jährige Schweizerin nun schon 62 Rennen in Folge ohne Sturz ins Ziel gebracht hat. Andreas Rüttenauer