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Ein Plan gegen Krebs

Eine EU-Initiative will Datenbanken miteinander vernetzen, damit Wissenschaft und Kliniken Bilddaten aus der Krebsmedizin untereinander austauschen können

Der Gesundheitssektor und die Forschung sollen in der Euro­päi­schen Union künftig enger zusammenarbeiten, um Krebs medizinisch besser behandeln zu können. Kern des Plans ist, eine digitale Infrastruktur zu schaffen, die Ressourcen und Datenbanken für Bilddaten aus der Krebsmedizin in der gesamten EU miteinander verbindet. Außerdem werden Initiativen auf EU-Ebene und auf nationaler Ebene verknüpft: Krankenhausnetze und Forschungsarchive mit Bilddaten und anderen relevanten Gesundheitsdaten. Dabei sollen die Einhaltung hoher ethischer Standards, Vertrauen, Sicherheit und der Schutz personenbezogener Daten gewährleistet bleiben. Hierfür leitete die EU-Kommission die sogenannte europäische Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin ein.

„Digitaltechnik und künstliche Intelligenz sind für unseren Kampf gegen den Krebs von entscheidender Bedeutung“, betonte Margrethe Vestager 2023 als die für das Ressort „Ein Europa für das digitale Zeitalter“ zuständige Exekutivvizepräsidentin. Die treibende Kraft hinter dieser Technik seien hochwertige Daten: Mit der euro­päi­schen Initiative ließe sich eine Fülle von Daten erschließen und sie in innovative Lösungen für die Krebsversorgung umwandeln – kleinere und mittlere sowie Start-up-Unternehmen spielten dabei eine wichtige Rolle. „Unsere neue KI-Erprobungs- und Versuchseinrichtung für das Gesundheitswesen wird ihnen dabei helfen, ihre daten­gestützten Inno­va­tio­nen unter realen Bedingungen zu testen.“

Die EU-Initiative soll Forscherinnen und Forschern effizienten Zugang zu hochwertigeren Daten zur Analyse verschaffen und dadurch das Verständnis der Krankheit verbessern. Dies wiederum soll dabei helfen, datengestützte Lösungen für die Krebsversorgung zu entwickeln und zu testen. Die Entwicklung datengestützter Lösungen kann es Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, bei klinischen Entscheidungen, Diagnosen, Behandlungen und prädiktiver Medizin schneller und präziser zu handeln – was somit auch den Krebspatientinnen und -pa­tien­ten zugutekäme. Bei alldem setzt die EU auf den Daten­altruis­mus von Bürgerinnen und Bürgern, die freiwillig ihre Einwilligung zur Bereitstellung der durch sie generierten Daten erteilen könnten, um die Gesundheitsdatensätze auszubauen.

Die Initiative ging 2023 mit zwei Projekten an den Start: dem Projekt Eucaim (European Federation for Cancer Images) und der KI-Erprobungs- und Versuchseinrichtung für Gesundheit. Die erste Version der Plattform soll Ende 2024 freigeschaltet werden, die endgültige Fassung voraussichtlich bis Ende 2025. Die digitale Infrastruktur wird, so der Plan, 2026 voll funktionsfähig sein und ihren Betrieb aufnehmen.

Das Eucaim-Projekt im Rahmen der europäischen Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin wird mit 18 Millionen Euro aus dem Programm „Digitales Europa“ gefördert. Es handelt sich um ein Großprojekt, mit dem die föderierte europäische Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin auf der Grundlage der Arbeiten im Rahmen des Netzes „KI für Gesundheitsbildgebung“ aufgebaut wird, einem Cluster von fünf Projekten, die durch das Forschungsprogramm „Horizont 2020“ unterstützt werden. Die Infrastruktur soll bis 2025 mehr als 100.000 Krebsfälle und mindestens 60 Millionen mit Erläuterungen versehene Bilder aus der Krebsmedizin in einem Bildatlas umfassen.

Die geplante Infrastruktur soll europäischen Klinikärzten, Forschern und Innovatoren einen einfachen Zugang zu großen Mengen von Bilddaten aus der Krebsmedizin ermög­lichen; die Erprobung und Entwicklung von Instrumenten für die personalisierte Medizin zur Förderung von Krebsdiagnose und -behandlung unterstützen; die Schaffung neuer und die Interoperabilität bestehender Bilddatensätze aus der Krebsmedizin im Einklang mit der europäischen Daten­strategie fördern.

Die Bilddaten aus der Krebsmedizin werden der KI-Erprobungs- und Versuchseinrichtung für Gesundheit zur Verfügung gestellt, die im Rahmen des Programms „Digitales Europa“ eingerichtet wurde. Dies wird es kleinen und mittleren Unternehmen, die KI-Lösungen für die Krebsversorgung entwickelt haben, ermöglichen, sie unter realen Bedingungen zu testen. Lars Klaaßen