Flammende Herzen und leere Leibchen

Osnabrück und Lübeck bleiben Regionalligisten und gehen mit unterschiedlichen Vorzeichen in die kommende Saison

Die bizarrste Szene des letzten Spieltages in der Regionalliga Nord konnte man in Chemnitz erleben. Minuten nach dem Abpfiff der Partie standen Verlierer (Chemnitz) und Gewinner (Lübeck, Tor: Kampf 4. Minute) in einem mannschaftlich geschlossenen Kreis und warteten auf die Ergebnisse der anderen, noch laufenden, Partien.

Es dauerte eine Weile bis die Verlierer Sieger und die Sieger zum Verlierer des Spieltages, ach was, der gesamten Saison wurden. Durch das 3:2 der Braunschweiger wurden die Lübecker aus ihrem Traum vom Aufstieg gerissen, während Chemnitz den Nicht-Abstieg feierte.

Die 0:1-Heimniederlage am vorvorvergangenen Spieltag gegen Düsseldorf kostete dem VfB den benötigten Aufstieg. Tränen kullerten über die Wangen einiger Spieler und Teammanager Klaus Borchert war fassungslos: „So einen traurigen Sieg habe ich noch nie erlebt.“ Mit einem Schlag hätten sich die Lübecker eines Teils der Finanzsorgen entledigen können, denn über Fernsehgelder wäre bei einem Aufstieg mehr Geld in die Vereinskasse geflossen. „Die Regionalliga ist kaum noch zu finanzieren“, sagte Wirtschaftsratsvorsitzender Günter Schütt, der Ende des Monats aus dem Amt ausscheidet. Wie in dieser Saison plant der VfB aber auch künftig mit einem Etat von 2,95 Millionen Euro. „Wir setzen uns in der kommenden Woche zusammen und beraten die Lage“, erklärte Geschäftsführer Jürgen Springer, der auf einen Hauptsponsor hofft. Seit einem Jahr ist das Leibchen der Lübecker leer.

Bis Ende des Monats müssen sie zudem 145.000 Euro aufbringen, weil die Summe als Zinsen und Tilgung von Krediten an die Stadt zurückgezahlt werden muss. Aufmunternde Worte gab es unterdessen aus dem Lübecker Rathaus. „Kopf hoch, im nächsten Jahr klappt es“, sagte Bürgermeister Bernd Saxe (SPD).

In Osnabrück nahm man den knappen Nicht-Aufstieg etwas gelassener. Auch ihr 1:0-Erfolg in Kiel blieb ohne Wirkung. „Die Konstellation sprach nicht für uns.“ Ohnehin war diese Saison für die Osnabrücker nur eine Zwischenstation, kündigte Wollitz an. „Wir werden nächste Saison noch stärker auflaufen“. Wohlklingende Worte für die VfL-Fans, die schon vor dem letzten Spieltag einen Brief in der Neuen Osnabrücker Zeitung veröffentlichten, in dem sie mitteilten, selten eine Mannschaft so verehrt zu haben. „Pele Wollitz formte euch zu einem Team, das sich schnell in unsere lila-weißen Herzen spielte und sie neu entflammte.“ FOG