leserInnenbriefe
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Man hätte vor René Benko gewarnt sein müssen

„Scholztower-Erbauer ist pleite“,

taz Nord vom 22. 1. 24

Der Umgang der Stadt Hamburg mit dem Elbtower zeugt leider von einer nur unzureichenden Fehlerkultur. Schließlich hätte man, auch wenn man nachher immer klüger ist, von vornherein vor einer Partnerschaft mit René Benko gewarnt sein müssen, da es kein Geheimnis war, dass dessen Geschäftsmodell in erster Linie über besonders niedrige Zinsen funktioniert, die aber nun einmal alles andere als den Normalfall auf den Finanzmärkten darstellen. Zudem spricht es nicht gerade für eine glaubwürdige nachhaltige Stadtentwicklungspolitik, die sich auf der Höhe der modernen Zeit befindet, ausgerechnet auf ein monströses Gebäude zu setzen, das in vielen anderen Metropolen dieser Welt wie zum Beispiel New York aus Klimaschutzgründen längst nicht mehr in dieser Form errichtet werden dürfte. Deshalb bleibt hier bei Europas wahrscheinlich derzeit größter Bauruine noch sehr viel aufzuarbeiten, zumal ebenfalls ein möglicher Retter wie Klaus-Michael Kühne, der im Gegenzug dann eine neue Oper in der Hafencity erhält, viel internationalen Staub aufwirbeln könnte, spätestens bei der spektakulären Eröffnung des Gesangshauses, solange sich Kühne+Nagel nicht endlich ehrlich mit der Veräußerung von jüdischem Eigentum während der NS-Zeit auseinandersetzt!

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Nichts als reine Ehrlosigkeit

„Keine Ehre mehr, wem keine gebührt“,

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taz nord vom 25. 1. 24

Der Historiker Christopher Clark beschreibt Hindenburg wie folgt: „Er war nicht der Mann des beharrlichen treuen Dienens, sondern der Mann der Selbstdarstellung, der Manipulation und des Betrugs.“ Seine letzte politische Tat im Leben war offenbar, den zögernden Hitler zur Massakrierung der SA-Führung zu drängen – aus Klassismus und Hass auf Homosexuelle, und in vollem Bewusstsein, dass Ernst Röhm die einzige noch lebende Person war, die Hitler als so etwas wie einen lieben und persönlichen Freund und Vertrauten ansah. Hindenburgs angebliche „Senilität“ ab Ende der 1920er war nur gespielt, das ist mittlerweile erwiesen – nichts als zynisch kalkulierende Heimtücke, Hinterlist, Betrug und Selbstbetrug. Einen Monat später beendete der „alte Dogsborough“ endlich sein Hundeleben – für Deutschlands Glück und Wohlergehen 15 Jahre zu spät; das kann man, nach allem was seitdem über den Mann bekannt wurde, mit Fug und Recht sagen! Angesichts einer solchen Charaktermaskerade, hinter der sich nichts als reine Ehrlosigkeit verbarg, ist der Titel „Keine Ehre mehr, wem keine gebührt“ mehr als treffend gewählt. Chapeau!Ajuga, taz.de