„Der totale Renner“

Vorträge und Diskussion über Gratis-HVV

■ 59, ist Referent für Arbeitslosigkeit und Existenzsicherung beim Diakonischen Werk Hamburg. Ihn interessiert die Verbindung von Sozialem und Ökologischem.

taz: Herr Völker, ist ein kostenlos nutzbarer Nahverkehr realistisch?

Wolfgang Völker: Uns geht es darum, diese Fragestellung auf die politische Agenda zu setzen. Wir beziehen uns auf die Studie „Zukunftsfähiges Hamburg“, die das Wuppertal-Institut durchgeführt hat. Da werden zwei Finanzierungswege vorgeschlagen – aus dem städtischen Haushalt oder durch eine Nahverkehrsabgabe.

Es wäre also gar nicht gratis.

Natürlich kosten öffentliche Güter Geld, aber die werden gemeinschaftlich erbracht. Bisher läuft die Finanzierung hauptsächlich über die Nutzer. Wir halten es aus klima- und sozialpolitischen Gründen für vernünftig, davon Abstand zu nehmen. Jetzt ist die Mobilität abhängig vom Geldbeutel, aber wir sagen: Der öffentliche Nahverkehr ist ein öffentliches Gut, ist Teil der öffentlichen Infrastruktur und soll durch öffentliche Mittel finanziert werden.

Haben andere Städte dieses Vorhaben umgesetzt?

Das Modell, auf das sich alle beziehen, ist die Stadt Hasselt in Belgien, die das vor Jahren schon eingeführt hat. Dort ist das der totale Renner.

Heute Abend sind aber die Beteiligten schon alle an Bord, oder?

Ich rechne mit kontroversen Diskussionen zwischen Befürwortern eines Gratis-HVV und denen, die ihn als betriebswirtschaftlich funktionierendes Unternehmen behalten wollen. Dirk Bestmann von der Hochbahn etwa hat natürlich ein Interesse daran, dass der HVV nicht gratis wird. Das sind wichtige Debatten, die wir mit anstoßen möchten. INTERVIEW: KÖH

Vortrags- und Diskussionsabend „Für alle! HVV Gratis! Ein richtiger Schritt in ein zukunftsfähiges Hamburg?“: 18.30 Uhr, Dorothee-Sölle-Haus, Königstraße 54