Hurra, hurra der Castor strahlt

Atomkraftgegner protestieren gegen zweiten Castor-Transport nach Ahaus. Mehr als 150 Schüler versammeln sich zu spontaner Demo und blockieren Ahauser Innenstadt

AHAUS taz ■ Begleitet von Protesten ist gestern der zweite Atommülltransport vom sächsischen Forschungsreaktor in Rossendorf nach Ahaus aufgebrochen. Wie beim ersten Transport in der vergangenen Woche sind auch diesmal wieder rund 1.500 Polizisten im Einsatz, die die hoch radioaktive Fracht auf ihrer 600 Kilometer langen Reise durch Sachsen, Thüringen, Hessen und das Ruhrgebiet absichern sollen.

Auf einen ruhigen Ausflug nach Westfalen können sich die Polizisten jedoch nicht einstellen. „Wir sind positiv überrascht, dass sich der Protest seit dem letzten Transport noch weiter verstärkt und ausgeweitet hat“, sagt Matthias Eickhoff von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll nach Ahaus“. Die Atomgegner rechnen mit etwa 1.000 Demonstranten, die im Laufe des Tages entlang der Strecke protestieren.

Den Auftakt für die Anti-Atom-Proteste machten gestern etwa 150 Ahauser Schüler. Sie hatten sich am Morgen spontan zu einem Protestmarsch zusammengeschlossen und rund drei Stunden lang die Innenstadt von Ahaus blockiert – sehr zum Ärger vieler Lehrer. Die hatten an manchen Schulen vergeblich versucht, die Schulhöfe abzusperren und die Schüler aufzuhalten. „Dass so viele Schüler spontan und ohne Rücksicht auf mögliche Disziplinarstrafen einfach die Klassenzimmer verlassen und protestieren, hat es in Ahaus seit 1998 nicht mehr gegeben“, sagt Matthias Eickhoff. Die Polizei brauchte denn auch mehr als eine halbe Stunde, um auf die Schülerdemo zu reagieren – und schickte dann gleich eine Hundertschaft, allerdings nur um den Verkehr zu regeln. Für die Jugendlichen könnte die Demo jedoch noch ein Nachspiel haben: Der Schulleiter einer Schule hat den „Schulverweigerern“ einen Verweis angedroht.

Bereits am frühen Morgen hatte in Ahaus ein Anti-Atom-Aktivist einen 30 Meter hohen Fernmeldeturm bestiegen und dort ein 15 Meter langes Transparent mit der Aufschrift „Atomausstieg – Alles Lüge“ befestigt.

Für gestern Abend hatten die Atom-Gegner weitere Proteste in Ahaus angekündigt. Schon jetzt ist die Bürgerinitiative mit der Resonanz der Bevölkerung zufrieden: „Die Proteste gegen den Atommülltourismus quer durch Deutschland fallen bereits heute deutlich stärker aus als vor einer Woche.“ JAS