meinungsstark
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Warum wird nicht klug gestritten?

„Streit mit Hannah-Arendt-Preisträger:in: Dissens als Tugend gescheitert. Masha Gessen zu Gast in der Berliner Heinrich-Böll-Stiftung“, taz vom 20. 12. 23

Auch Hannah Arendt ist nicht sakrosankt. Und Masha Gessen nicht, wenn sie butlerisch dekonstruiert, sich von der Geschichte des Zionismus ziemlich typisch US-linksjüdisch distanziert und den Holocaust vergleichbar machen will. Dass sie den Einwand der Moderatorin Tamara Or so gar nicht verstand, Begrifflichkeiten ohne Realitäten zu diskutieren, erstaunt nicht. Nur dass zusätzlich die Heinrich-Böll-Vorständler selbst dann nicht politisch zu debattieren wussten, spiegelt die Bedeutungslosigkeit der Grünen-nahen Stiftung im Kampf gegen den Antisemitismus wider. Das Publikum wünschte mehr solcher Veranstaltungen. Bloß nicht, denkt der geschundene Verstand und die geschundene Seele ob solcher Zusammenkünfte! Ohnehin werden sie ohne Skandalaufmerksamkeit deswegen veröden. Halina Bendkowski, Berlin

Der Trend: Diagnose per Callcenter

„Rufnummer 116117 und Selbst-Triage. Über die Feiertage boomen die Anrufe bei der ärztlichen Bereitschaftshotline. Wer sich schlecht fühlt, kann sich auch im Internet selbst einschätzen, taz vom 22. 12. 23

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel über ein Callcenter der 116117 gelesen. Ich selber lebe in Baden-Württemberg, arbeite auf einer integrierten Leitstelle für Rettungsdienste und Feuerwehr.

Bis vor circa 2 Jahren wurden die Hilfeersuchen über die 116117 in Baden-Württemberg noch von den Leitstellen der Rettungsdienste übernommen. Seitdem die Kassenärztliche Vereinigung die Anrufe selbst entgegennimmt, hat die Zahl der Rettungsdiensteinsätze deutlich zugenommen. Grund dafür ist die Abfragesystematik in den Callcentern und die fehlende Kompetenz der dort Beschäftigten, die Fragen und die Antworten richtig zu deuten.

Ich habe mir erlaubt, den Online-Fragebogen, der von Ihnen erwähnt wird, mit einem Beispiel Hyperventilation, Interkostalneuralgie und mittelstarke Pneumonie so auszufüllen, wie ich in den letzten Wochen Anrufer hatte und wie diese mir ihre Erkrankung geschildert haben. Keiner dieser Fälle war ein Fall für den Rettungsdienst, aber bei dem Fragebogen kommt jedes Mal die Antwort, man solle sofort die 112 anrufen. Kein Wunder, dass die Callcenter sich freuen über das Tool. Die eh schon überforderten Rettungsdienste fangen es ja auf! In Baden-Württemberg gab es zu diesem Thema schon viele Berichte über die Missstände. An der Problematik hat sich nichts geändert. Wolfgang Mall, Freiburg

Das liebe Hundetier und das Wild

„Wow! Über Hunde in der Großstadt und deren Hal­te­r*in­nen“, wochentaz vom 23. 12. 23

Hallo taz, hier gibt es so gut wie keine Wildtiere mehr, vom Rebhuhn aufwärts bis zu den Wildschweinen, weil die Tiere hier keine Ruhe finden können. Schuld ist neben der verwahrlosten Jagdpraxis auch die verwahrloste Hundehaltung, die jedes Tier hier massenhaft ganzjährig stören, weil sich niemand an den Leinenzwang hält, sondern stattdessen noch smartphoniert, während das liebe Tier dem Wildtier gar nicht viel tut – außer ihm jede Ruhe und Freude am Leben zu nehmen! A. Weber, Südliche Weinstraße

Die neuen „Grundsätze“ der CDU

„Programm mit wackeligen Grundsätzen“, taz vom 12. 12. 23

In der Asylpolitik setzt die CDU auf eine neue Wagenburgmentalität. Abschottung durch deutsches und europäisches Asyl in „sicheren Drittstaaten“? Wird damit nicht ein in unserer Verfassung festgeschriebenes Grundrecht buchstäblich verkauft? Obendrauf kommt noch die „Deutsche Leitkultur“. Das ist in meinen Augen Populismus pur. Ist die CDU mit diesem Grundsatzprogramm auf dem Weg zu vorsichtigen ersten Sondierungen über eine Koalition mit der AfD nach den nächsten Bundestagswahlen? Winfried Plesch, Schriesheim