brief des tages
:

Per pedes bis Palermo!

„Techtelmechtel in Karlsbad“,

die wahrheit, taz vom 4. 12. 23

In diesem amüsanten Bericht werden als Kurgäste an der Wende des 18./19. Jahrhunderts Goethe, Chopin und Beethoven genannt. Übersehen wird ihr Zeitgenosse Johann Gottfried Seume, 1763 als Kind armer Eltern geboren, Theologiestudium abgebrochen, zum Militärdienst in Amerika gepresst, Sekretär eines russischen Generals in Warschau, beruflich als Übersetzer, Autor und Dichter tätig. Gestorben 1810 als Kurgast in Töplitz (Teplice). Bekannt wurde er durch seinen Reisebericht „Spaziergang nach Syrakus“. Während Goethe seine Italienreise in der Postkutsche absolvierte, zog Seume 1801 und 1802 per pedes bis Palermo. Seumes eigene Philosophie finden wir in seinen Worten: „Die practische Philosophie des Lebens ist fast zum Spott geworden: und doch ist von der ganzen Weisheit nur das für die Menschen das beste, was für den Menschen taugt. Man ist mit seiner Seele so gern in höhern Sphären, weil man nicht den Muth hat, hier auf der Erde menschlich vernünftig zu seyn.“ (1804) Zu den „Geflügelten Worten“ gehört auch Seumes: „Und er schlug sich seitwärts in die Büsche …“ Da sollten wir ihn nicht liegen lassen. Leo Voss, Ahaus