„Beschämender Schlag“

Der türkische Fußballverband sagt wegen eines Gewaltvorfalls gegen einen Schiedsrichter alle Spiele ab

An Deutlichkeit lassen die ersten Reaktionen des türkischen Fußballverbandes nichts zu wünschen übrig. Die Spiele in allen Ligen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. „Heute Abend wurde dem türkischen Fußball ein beschämender Schlag versetzt“, erklärte Verbandspräsident Mehmet Büyükeks und kündigte strengste Sanktionen an.

Das Entsetzen war allseits groß, nachdem am Montagabend beim Süperlig-Spiel zwischen MKE Ankaragücü und Rizespor der Schiedsrichter Halil Umut Meler durch einen Schlag von MKE-Präsident Faruk Koca ins Gesicht niedergestreckt wurde und weitere aufs Feld gelaufene Personen gegen seinen Körper traten. Diese Szenen ereigneten sich direkt nach dem Abpfiff. Kurz zuvor hatten die Gäste in der letzten Minute der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich erzielt.

Im Krankenhaus wurde ein Jochbeinbruch bei Meler festgestellt sowie eine Blutung und ein Riss unter seinem linken Auge. Klubpräsident Koca wurde nach einer Untersuchung im Krankenhaus wie zwei weitere Beteiligte in Polizeigewahrsam genommen. Sein Verein schickte nach dem Vorfall eine Mitteilung heraus: „Als Sportverein MKE Ankaragücü sind wir traurig über den Vorfall, der sich heute Abend ereignet hat. Wir entschuldigen uns beim türkischen Fußballpublikum und der gesamten Sportgemeinschaft.“ Fifa-Präsident Gianni Infantino verurteilte auf Instagram den Angriff. „Im Fußball ist absolut kein Platz für Gewalt, weder auf noch neben dem Spielfeld. Die Ereignisse nach dem Spiel der türkischen Süperlig zwischen MKE Ankaragücü und Çaykur Rizespor sind völlig inakzeptabel und haben in unserem Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz.“

In Deutschland kam es laut DFB in der Saison 2021/22 zu rund 2.400 Gewalthandlungen oder Diskriminierungen gegen Schiedsrichter. Auch deshalb rief der Verband 2023 als das „Jahr des Schiris“ aus, um deren Wertschätzung zu steigern. (taz)