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: Hier brennt’s

Braunschweigs Zentrum für Brandforschung muss auf der Suche nach feuerfesten Dämmstoffen zündeln

Ende Oktober gab es in der Nordstadt von Braunschweig einen spektakulären Großbrand: Ein mehrstöckiges Hochhaus aus Holz brannte lichterloh. Die Ursache: Brandstiftung. Aber die Polizei ermittelte nicht, denn das Feuer war von Forschenden des im Oktober fertiggestellten „Zentrums für Brandforschung“, kurz „ZeBra“, der Technischen Universität gelegt worden.

Das Hochhaus brannte in einer 800 Quadratmeter großen, 23 Meter hohen Halle. Neben der Halle stehen zwei riesige Röhren, ein Verdampfungskühler und ein Kamin. Oben in der Halle hängen zwei sogenannte „Großkalorimeter“ – Kuppeln, die die freigesetzten Gase auffangen. In Laboren neben der Halle wurden die beim Brand aufgefangenen Gase von den 15 Forscherinnen und Forschern des Zentrums analysiert. Auch können die WissenschaftlerInnen Brandsituationen in Rechenmodellen nachstellen und untersuchen, wie Brände entstehen. Die Messeinrichtung mit den Großkalorimeter-Kuppeln ist in Europa einzigartig.

ExpertInnen suchen feuerfeste ökologische Baustoffe

Der Großversuch im Oktober sollte dazu beitragen, dass in Zukunft mehr ökologische Baustoffe genutzt werden können, etwa Holzfassaden. Dabei müssen ArchitektInnen ermöglichen, dass die Feuerwehr im Notfall überall hinkommt, um zu löschen. Schwieriger zu planen sind die nicht sichtbaren Teile, zum Beispiel die Dämmung. „Heute wird dafür vor allem Mineralwolle genutzt, weil sie feuerfest ist“, sagt der Leiter des Zentrums für Brandforschung, Jochen Zehfuß. „In Zukunft brauchen wir nachhaltige Dämmungen. Denn Mineralwolle verbraucht sehr viel Energie bei der Herstellung.“ Außerdem würden diese aus Erdöl hergestellten Dämmstoffe später zu problematischem Sondermüll.

Natürliche Dämmmaterialien wie Holzwolle sind aber zurzeit oft nicht erlaubt, denn sie können glimmen. Dabei entsteht nicht viel Wärme, aber es wird gesundheitsschädliches CO² freigesetzt. Die Forschenden im ZeBra untersuchen deshalb, wie natürliche Dämmung in Zukunft feuerfest gemacht werden kann.

Es sei ein wachsendes Forschungsfeld, sagt Zehfuß. Denn jeder architektonische Entwurf, jeder Baustoff, jedes fertige Gebäude müssen vom Brandschutz geprüft und genehmigt werden. Weil es in letzter Zeit viele neue Baustoffe gibt, nachhaltige Materialien sowie neue Betonsorten, werden hier immer mehr ExpertInnen gebraucht.

Rund 170 von ihnen arbeiten im Braunschweiger „Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz“, an das das ZeBra angegliedert ist. Das Institut bildet auch BauingenieurInnen und ArchitektInnen aus. Einige Mitarbeitende erforschen die Brandeigenschaften von Baustoffen und Gebäuden, andere betreuen im Bereich „Wissenstransfer“ Projekte, die diese Forschungen anwenden. Durch die neue Halle des ZeBra können sie nun viel genauer sagen, wie ein Brand entsteht und wie man ihn künftig verhindern kann. Friederike Grabitz