Sein letzter Tag in Freiheit

Jens Schmidtmann, Macher der Senioren-Talkshow, soll verhaftet werden: wegen 450 Euro Sponsorengeld der Nordcom, das er nie bekommen haben will. Er half sich dann auf seine eigene Art

Bremen taz ■ Morgen erwartet Jens Schmidtmann seine Verhaftung. Wegen eines Streits um 450 Euro. Weil das ja nur auf ewig Zuchthaus hinauslaufen kann, hat der populäre Moderator, Schauspieler, Vielredner und Selbstdarsteller für heute schon mal seine „318. letzte Senioren-Talkshow“ angekündigt. Was ist denn da los?

Der Streit geht zurück ins Jahr 2003, Schmidtmanns Feind ist in diesem Fall die Nordcom, die zur EWE TEL gehört. Der einstige Nordcom-Geschäftsführer Manfred Hamel „hat nämlich just bestätigt, die Veranstaltung künftig mit 150 Euro für Kaffee und Kuchen zu unterstützen“, vermeldete der Bremer Anzeiger im März 2003. Die Zusage habe für drei Monate gegolten, so Schmidtmann heute, alles in allem ging es also um 450 Euro. Die habe er nie gesehen, sagt der Moderator, der in seinen Talkshows stets Politiker, Promis oder solche, die sich dafür halten, mit den ganz normalen Bremer Bürgern zusammenbringt und mit seiner rasanten wie eloquenten Art für gute Laune sorgt. Die ist ihm selbst nun vergangen.

Damals hatte sich Schmidtmann noch auf seine eigene Art geholfen: Als Nordcom-Kunde hat er einfach aufgehört, seine Telefonrechnungen zu bezahlen – zum Ausgleich für das fehlende Sponsorengeld. Er habe aber zuvor mehrfach bei dem Kommunikationsdienstleister nach dem Geld gefragt, bevor er mit seiner Art der Verrechnung begann, versichert Schmidtmann.

Das war im Herbst 2003 und es passierte erstmal gar nichts. Schmidtmann talkte weiter mit Gott und der Welt, zahlte keine Telefonrechnungen und schien mit sich und dem Rest im Reinen. Bis er in diesem Februar Post von der Nordcom bekam. Betreff: „offene Beträge“. 234,79 Euro Telefongebühren seien noch unbezahlt, ein Inkasso-Unternehmen bereits beauftragt. Und: „Der Betrag für Sponsoring von Kaffee und Kuchen der Senioren-Talkshow wurde bereits von uns an Sie überwiesen. Dieser Fall hat aber mit der Begleichung von Telefonrechnungen nichts zu tun. Wir bestehen weiterhin auf Ausgleich der o.g. Forderungen.“

Jens Schmidtmann regte sich zwar auf, anderes passierte aber nicht. Bis zweieinhalb Monate später der Gerichtsvollzieher sein Kommen bei dem Dampfplauderer ankündigte – was letzterer auf seine Art und Weise aussaß. Die Post vom Gerichtsvollzieher sei bei ihm in der falschen Ablage gelandet und ihm ergo nicht zu Gesicht gekommen, erklärte Schmidtmann. Weshalb er am Tag, als es so weit sein sollte, nicht daheim war. „Wir waren segeln“, erzählt Schmidtmann, „nach Helgoland.“ Das Verfahren ging somit weiter, ohne und vor allem gegen Jens Schmidtmann.

Die Nordcom erklärt unterdessen zu all dem, sie habe alle Belege nochmal geprüft – Schmidtmann habe das Geld erhalten, und zwar in mehreren Tranchen: im November und Dezember 2002, im April und im Juni 2003. „Aber das war doch für das Jahr zuvor“, verweist Schmidtmann für 2002 auf eine andere, vorangegangene Sponsorenzusage der Nordcom. Im Jahr 2003 habe er zwar auch Geld bekommen, aber längst nicht die zugesagten 450 Euro. Bei der Nordcom ist man ratlos bis empört über Schmidtmanns Version der Geschehnisse: „Wir sind davon überzeugt, dass wir alle Rechnungen beglichen haben“, sagt Sprecher Gerd Lottmann, „wir waren sogar im Keller und haben die alten Belege rausgesucht.“

Jens Schmidtmann will nun bis zum Äußersten gehen. „Wenn ich mich weigere zu zahlen, und das tue ich, könnte es sein, dass sie mich einsperren“, sagt er, rollt mit den Augen und klingt empört wie angetan, „das wär doch mal wieder ein Skandal.“ Morgen um zehn Uhr soll laut Schmidtmann der Haftbefehl in Kraft treten. sgi

„318. letzte Senioren-Talkshow“, heute um 15 Uhr im Friesenhof