Zeichen stehen auf Streik

Bahn und Gewerkschaft GDL starten Tarifgespräche. Die Bahn bietet elf Prozent mehr Lohn und GDL-Chef Weselsky präsentiert sich im Arbeitskampfmodus

Schon zum Auftakt der Tarifrunde zwischen Deutscher Bahn und Lokführergewerkschaft GDL stehen die Zeichen auf Streik. GDL-Chef Claus Weselsky bekräftigte am Donnerstag zum Verhandlungsbeginn die Gewerkschaftsforderungen und warnte die Bahn, ein schlechtes Angebot abzugeben.

„Wir sind bereit zur Auseinandersetzung; wenn die eine Seite das möchte, dann bekommt sie das“, sagte Weselsky. „Wenn wir Arbeitskampf machen, ist bekannt, dass wir das auch ausdauernd können.“ Bahn-Personalvorstand Martin Seiler legte ein Angebot mit unter anderem elf Prozent mehr Lohn über rund 32 Monate vor. „Wir gehen in die Gespräche nicht mit Konfrontation, sondern mit Kooperation und Lösungen am Verhandlungstisch.“ Man strebe ein Ergebnis vor Weihnachten an.

Das Bahn-Angebot sieht ferner eine Inflationsausgleichs­prämie von bis zu 2.850 Euro vor. Die GDL-Forderung nach einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich lehnte Seiler ab. Dann müsse die Bahn 10.000 Mitarbeiter zusätzlich einstellen, was auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt nicht machbar sei.

Der bisherige Tarifvertrag mit der GDL ist Ende Oktober ausgelaufen, Warnstreiks sind also jederzeit möglich. Weselsky hatte bereits angedeutet, dass er eine Tarifrunde ohne Streiks für wenig wahrscheinlich hält. Die GDL verhandelt nach Angaben der Bahn für rund 10.000 Beschäftigte. Sie verlangt unter anderem 555 Euro monatlich mehr. Zudem soll die Arbeitszeit für Schicht­ar­bei­te­r*in­nen ohne Lohnkürzung auf 35 von 38 Stunden die Woche gesenkt werden. Außerdem wird einmalig die steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro gefordert. Die Laufzeit soll zwölf Monate nicht übersteigen. Die Bahn hatte die Forderungen der Gewerkschaft als überzogen bezeichnet und eine Art Schlichtung gleich zu Beginn der Gespräche vorgeschlagen. Die GDL hatte dies abgelehnt.

Mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte sich die Bahn nach einem langen Konflikt mit Streiks schließlich durch eine Schlichtung im Sommer verständigt: Demnach steigen die Löhne in zwei Schritten monatlich um 410 Euro. – laut EVG ein Plus von durchschnittlich gut 14 Prozent. Zudem wurde für Oktober eine steuer- und abgabenfreie Inflationsprämie von 2.850 Euro vereinbart. Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt 25 Monate. (taz, reuters)