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Wenn der Vogelzug die Kälte besiegt

Nachtfrost war und der Himmel klarer als von der Wetter-App erwartet. Viele sagen: Du bist irre, bei jedem Wetter ohne Jacke im T-Shirt zu radeln. Ist aber supergesund, solange das Tempo stimmt, und die Fußgängerkonfliktzonen sind ja rar auf der Radstrecke in die Bremer City von da draußen im Osten, der an die Wümme-­Wiesen grenzt.

Da rasten die Zugvögel. Und weil ihnen wohl ein Sinn, der den Menschen abgeht, verraten hat, dass in den folgenden Tagen Starkwind und Regen den Flug behindern, sind zig Graugans­gruppen an diesem eisklaren Morgen los: Ein V zieht schon beim Losfahren durchs Zartrosablau, das nächste gleich nach dem Überqueren der Hauptstraße, dicht gefolgt von ­einem W, also zwei Fluggemeinschaften, die sich vereinigen und dabei mit rauen Rufen verständigen.

Bremen-­Osterholz

37.640 Ein­wohner*innen.

Besteht aus dem bebauten Schevenmoor plus den Dörfern Osterholz, Ellen und Tenever. Seit 1764 Standort der ältesten deutschen privaten und seit 1904 auch der städtischen Psychiatrie sowie des Krankenhausmuseums.

Also anhalten, Kopf in den Nacken, staunen: Sicher zehn solcher Keile ziehen durch die Luft, schneller als das Handy sie knipsen kann. Dann wird es doch kalt, und vorm Weiterfahren sage ich mir: irre. Wobei auch für mich offenbleibt, ob es sich aufs Phänomen bezieht oder die Inkaufnahme des Fröstelns. Benno Schirrmeister