herzensort: 55.897 Möglichkeiten
55.897 ungelesene Mails. Die rote Zahl in meinem Postfach sorgt bei nahezu allen Menschen, die ich kenne, für akute Schnappatmung. Mich entspannt sie. 55.897 ungelesene Mails, das sind 55.897 Möglichkeiten. Zur Zerstreuung. Zur Bildung. Zum Geldsparen. Vorgestellt von Newslettern, die ich alle selbst bestellt habe und die jetzt in meinem Posteingang darauf warten, dass ich sie lese. Oder halt nicht.
Denn genau das macht den Reiz aus: Im Gegensatz zu meinem Arbeitsaccount kann ich die meisten Mails auch einfach ignorieren. Es sind nur Angebote, wie die Schaufenster einer Fußgängerzone, deren Geschäfte ich allesamt selbst ausgesucht habe. Wo bitte ließe es sich besser bummeln? Wenn ich also Zeit und Lust habe, gehe ich in den Newslettern spazieren. Schaue mir Wintermäntel an und Tipps für definierte Locken oder das Mulchen von Gemüsebeeten, lese die drei wichtigsten Reportagen der Woche und freue mich auf die neue Staffel „Sex Education“, an die mich Netflix erinnert.
Leider erzeugen Mails nicht nur Freude, sondern auch CO2. Aber die eine muss ich vor dem Löschen noch eben lesen, Moment …
Franziska Seyboldt
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