specht der woche
: Das tut einem weh in der Seele

Zeichnung: Christian Specht

Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe Berlin. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“

Letzten Freitag war ich mit meiner Betreuerin in einem Theater in Kreuzberg. Bei dem Stück haben auch Menschen mit Behinderung mitgemacht. Die hatten Gymnastikbälle. Die haben sie um sich geschnürt, sich draufgesetzt und getrommelt. Ich fand das Stück sehr spannend. Es ging ums Kinderkriegen.

Meine Mutter hatte auch eine Behinderung. Ich hatte wenig Luft, als ich auf die Welt gekommen bin. Manchmal wollen Familien das nicht, dass das Kind zum Beispiel Down-Syndrom hat. Ich denke, das muss die Frau bestimmen. Wenn sie das Kind nicht will, muss man das akzeptieren. Manche Frauen werden aber von den Männern unter Druck gesetzt, dass sie das Kind nicht behalten sollen. Mein Vater hat mich abgelehnt. Das war schwer für mich. Ich habe ihn nur ab und zu gesehen. Er wollte keinen Kontakt. Meine Oma hat mich nie an ihn rangelassen. Sie wollte mich vor ihm schützen.

Einmal habe ich ihn am Kottbusser Tor gesehen, da hat er im Kino gearbeitet. Später ist er dann nach Polen rüber und hat eine neue Frau gehabt. Das tut einem weh in der Seele. Wenn er mitbekommen hätte, dass mir eine Ehrennadel verliehen wurde, hätte er sich sicher gefreut. Oder auch nicht. Ich war total aufgeregt. Protokoll: Lara Ritter