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Wenn am Klassenklima nichts kleben bleibt

Wie an den anderen Tagen im Jahr erwische ich in letzter Minute den M 29, lasse mich auf einen Platz am Fenster fallen, drücke bei meiner Playlist auf Shuffle und genieße die letzten ruhigen Minuten vor den nächsten 7 Stunden Schule.

Vor dem Fenster zieht die um diese Uhrzeit noch verschlafene Sonnenallee vorbei. Abrupt drückt der Busfahrer auf die Bremse und flucht laut. Alle Passagiere werden aufgefordert auszusteigen. Der Grund dafür: Rund 100 Meter weiter vor uns sitzen zwei Menschen auf der Straße und pressen ihre Hände demonstrativ auf den Asphalt. Zwei Ak­ti­vis­t*in­nen der Letzten Generation. Um sie herum schaulustige Passanten, hupende Autos und die Berliner Polizei.

Berlin-­Neukölln

164.800 Ein­wohner*innen.

Die Sonnen­allee ist neben der Karl-Marx-Straße die wesentliche Magistrale des Ortsteils, auch orientalisch geprägt und gern Schauplatz für Ak­ti­vist*innen.

Gezwungenermaßen steige ich in die ­U-Bahn und komme so definitiv zu spät zur Schule. An sich kein großes Drama. Fünfzehn Minuten zu spät haste ich in den Klassenraum und erkläre den Grund meiner Verspätung. Ein resigniertes Nicken, ein kurzer Kommentar. Ins Klassenbuch werde ich nicht eingetragen. Eine Freundin flüstert mir zu: „Die Ausrede kann man sich merken!“ Hanna Kleffner

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