das wird der taz Sport, der wird: taz im gesicherten Mittelfeld, FAZ und SZ müssen runter
Alles blieb anders. Erwartungsgemäß hat sich in zehn Jahren viel geändert, so viel muss man 2033 rückblickend sagen: Der gute alte Fußball ist nur noch in Seniorenkreisen tapfer Sportart Nummer 1. Bei Events in Altenheimen lassen sich Millionen Ü80- und Ü90-Fans weiterhin, wie lebenslang gewohnt, beim Rudelgucken berieseln mit der Bundesliga und anderen Auslaufmodellen.
Die taz berichtet über das Balltreten rund um den 22-fachen Dauermeister aus Süddeutschland nur noch sporadisch. Wohl aber gewann eine Jungredakteurin im Vorjahr den Theodor-Wolff-Preis für ihre Samstags-Reportage („ein Vorbild engagierter Empathie und sportiver Zugewandtheit“) aus dem Hospiz: „Schlusspfiff: Die Konferenzschaltung des Lebens.“
Junge Menschen konsumieren Sport anders als früher, die taz trägt dem Rechnung mit Reportagen mitten aus dem Geschehen statt Berichten von der Pressetribüne. Die E-Sports-Olympiade war Topthema im vergangenen Glutsommer, ein taz-Team belegte einen gefeierten unteren Mittelfeldplatz, weit vor den Absteigern SZ und FAZ.
Es gibt auch die taz nur noch online, auf klassisch händischen oder den neuen implantierten Endgeräten, teils mit innerzerebralen Euphorie-Boostern. Die funktionieren auch bei Kampfsportarten wie Boxen oder Wrestling – man fühlt Treffer mit, wumms. Leibesüblerisches Mit-Gefühl sagt man dazu. Das Live-Feeling beim Windrad-Climbing trendet besonders, vor allem die KönigInsdisziplin bei Sturmstärke 10 aufwärts.
Nicht alles ist Power und Prickel. Dorsch-Angeln aus dem Schlauchboot ist die neue Disziplin im SMZ, dem olympischen Sehr Moderaten Zwölfkampf. Dazu gehören auch Softschach, Klimaklebeyoga unter laufendem Autobahnverkehr, Kirschkernweitspucken, Zahnstocher-Paddeln und der Meditationsmarathon, ergänzt um neue Varianten der Klassiker Pferde (Wettstriegeln), sozialverträgliches Schießen (Platzpatronen-Contest) und Schattenfechten.
Die letzte Printausgabe der taz am 31. Dezember 2025 hatte die Form eines Würfels. Der Abschieds-Klotz umfasste 3.048 Seiten (zuzüglich Lokalteile). Die 96 Seiten Leibesübungen waren ein Best of Vergangenheit und seherisches Best of Tomorrow. Manche blättern noch heute begeistert darin, andere lachen: „Guck mal, how goofy, die haben mal Fußballspiele zwei Tage später nacherzählt.“
In diesem Frühsommer (Februar) gab es tatsächlich mal wieder einen Fußballtext zur Männer-Nationalelf, die es allen Unkenrufen und regelmäßig verpassten Turnieren zum Trotz immer noch gibt. Im Tor stand nach wie vor Manuel Neuer (FC Baykatar München), es war sein 250. Länderspiel, das gegen die Flinkfüße von Weltmeister Saudi-Arabien aufopfernd 0:5 verloren ging.
Die Fußballfrauen unter Coacheuse Alexandra Popp dagegen sind in diesem Jahr weiter ungeschlagen, gerade wieder Europameisterinnen geworden und wollen ihren WM-Titel 2035 erneut verteidigen. Die taz hat die Sportschau neulich gelobt, dass vor den Samstagsbegegnungen jetzt immer Ausschnitte eines Männerspiels gezeigt werden: „Wir standen schon immer felsenfest für Gleichberechtigung.“
Zum 50. Geburtstag der Leibesübungen talken die Gründer-Urgesteine Kriener, Thomma und Lieske teils aufrecht, teils aus Rollstühlen und Pflegeeinrichtungen um die Wette. Alle drei, zusammen fast 250 Jahre alt, versuchen sich noch an die Printseiten zu erinnern: „Ja, doch, dieses dünne bedruckte Raschelzeug. Papier hieß das, weißt du noch, Matti…?“
Bernd Müllender ist seit sagenhaften 39 Jahren Stamm-Autor auf den Leibesübungen-Seiten.
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