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Wenn Bibeltreue traumhaft singen

Ein Schloss thront über dem im Harz gelegenen Ort Wernigerode in Sachsen-Anhalt. Eins mit Türmchen, in Seide verkleideten Räumen und einem lieblichen Innenhof, so fotogen, dass dort regelmäßig Filme gedreht werden. „Das kleine Gespenst“, „Die magische Schule der Tiere“.

Verantwortlich für die heutige Erscheinung war Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode, der das Schloss zwischen 1862 und 1885 um- und ausbaute. Auch eine neue Schlosskirche gönnte er sich: eine neogotische Mini-Hallenkirche, in der an einem Oktobertag plötzlich ein mehrstimmig auf Englisch gesungener Psalm erklingt. Die wenigen Be­su­che­r:in­nen drehen sich verwirrt um. „Wo sind die Lautsprecher?“, fragt ein Junge. Doch der Gesang kommt nicht vom Band. In einer Ecke der Empore stehen ein Mann und eine Frau, keine 30 Jahre alt, um sie mehrere Kinder, von Baby bis Teenager, Frau und Mädchen tragen Rock und geflochtene Haare. Aus tiefstem Herzen, so scheint es, senden sie singend ein Gebet zu ihrem Gott. Die Ansichten bibeltreuer Christen zu Geschlecht und Sexualität mögen menschenverachtend sein, aber ihr Gesang in dieser Kirche ist wunderschön. Eiken Bruhn

Wernigerode

32.024 Ein­woh­ner:innen,

liegt am nördlichen Rand des Harz-Nationalparks. Von dort fährt eine Bahn bis auf den Brocken, mit 1.142 Metern der höchste Berg in Sachsen-Anhalt und Norddeutschland.

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