Gewerkschafter retten Grohe

Grohe wird mit Vorschlägen eines Gewerkschaftsgutachtens saniert. 943 Jobs werden in Deutschland gestrichen. McKinsey hatte empfohlen, 3.000 deutsche Jobs zu streichen

DÜSSELDORF taz ■ Der Stellenabbau beim Armaturenhersteller Grohe aus dem sauerländischen Hemer wird geringer ausfallen, als bisher befürchtet. Gestern stellte das Unternehmen in Düsseldorf das Konzept vor, mit dem der Sanitärausrüster sich für den Weltmarkt konkurrenzfähig machen will. Dafür will der Konzern 943 betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Insgesamt sollen bis zum Ende des nächsten Jahres rund 1.240 Stellen bei Grohe wegfallen.

Der Gesamtbetriebsrat des Unternehmens, Peter Paulokat, sprach gestern davon, dass „ein sehr guter Sozialplan ausgehandelt wurde“, der in Deutschland seinesgleichen suche. Dennoch könne er nicht glücklich sein, denn 943 Kündigungen beträfen „943 Stellen zu viel“. Dennoch ist die Strategie der Arbeitnehmervertreter in Teilen erfolgreich gewesen. Das von der Konzernspitze in Auftrag gegebene Gutachten der Berater McKinsey hatte vorgesehen, in den Deutschen Niederlassungen von Grohe insgesamt 3.000 Stellen zu streichen. Dass es nun 943 Menschen sind, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden, ist einem Gegengutachten zu verdanken, dass der Betriebsrat anfertigen ließ.

Denn der Vorstand des Weltmarktführers bei Badezimmerarmaturen nutzte die Vorschläge der Gewerkschaftsgutachter, um bis Ende des nächsten Jahres 150 Millionen Euro zu sparen. Der von US-amerikanischen Investoren kontrollierte Konzern wird parallel zum Stellenabbau seine Produktpalette zusammenstreichen und die Zahl seiner Lieferanten beschränken. Statt bisher 7.500 Zulieferer sollen nur noch 1.500 Firmen die Materialien für die Produktpalette bereit stellen, die Grohe von jetzt 17.000 Artikeln auf 6.000 schrumpfen will. Denn „die 11.000 Artikel, die gestrichen werden, machen momentan ein Prozent des Umsatzes aus“, sagte David Haines, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Zusätzlich werde das Unternehmen verstärkt im Ausland einkaufen.

Trotz der Stellenstreichungen und der von Gewerkschaftlern befürchteten Abwanderung der Grohe-Produktion ins Ausland werde Grohe ein deutsches Unternehmen bleiben, sagte Haines. Schon die Zahlen belegten dies. Obwohl das Unternehmen nur 20 Prozent seines Umsatzes in Deutschland mache, arbeiteten 60 Prozent der Gesamtbelegschaft auch nach der Sanierung in Deutschland. ELMAR KOK