Streit um die Fischereipolitik

FISCHFANG Industrie lehnt die Nachhaltigkeitsregeln der EU ab, Umweltschützer fordern sie ein

Schleswig-Holsteins Agrar- und Umweltminister Christian von Boetticher (CDU) hat die Fischereipolitik der EU kritisiert. Sie benachteilige die einheimischen Betriebe, sagte der Minister am Donnerstag bei einer Konferenz in Heiligenhafen (Kreis Ostholstein). Die für September geplante Kontrollverordnung und eine für 2013 vorgesehene Reform seien für die Fischer an Ost- und Nordseeküste nicht tragbar. „Die Kleinen treffen die Verordnungen überproportional“, sagte von Boetticher. Er fordert unter anderem, die Kontrollen zu vereinfachen und den regionalen Fischern mehr Eigenverantwortung zu übertragen.

Im Gegensatz dazu will die EU im Oktober Neuerungen in der Fischereipolitik verabschieden, die einen nachhaltigeren Fischfang zum Ziel haben. So sollen unter anderem Monitoring-Systeme an Bord der Trawler zur Pflicht werden, um illegales Fischen einzudämmen. Die Fischindustrie möchte jedoch weitgehend an der bisherigen Praxis festhalten. Denn die Fischereiminister der EU genehmigen normalerweise Jahr für Jahr weit höhere Fangquoten als von Wissenschaftlern vorgeschlagen wurde.

Umweltverbände fordern hingegen seit langem eine radikale Umkehr. „Für viele Fischarten in der Nordsee sieht es schlecht aus“, sagt Silvia Gaus, Biologin bei der Schutzstation Wattenmeer. „Die meisten Plattfischarten wie Scholle und Seezunge sind stark überfischt“, so Gaus weiter. Dieses sei vor allem auf die wenig selektiven Fangmethoden zurückzuführen. Um ein Kilo Seezunge zu fangen, werden bis zu 13 Kilo Fische und andere Meerestiere wie Krebse als unerwünschter Beifang verletzt oder tot wieder über Bord geworfen. SMV