das wird
: „Wir sagen: traut euch, zeigt euch!“

Zum fünften Mal wird am Samstag in Bremen der Diaspora-Preis verliehen

Interview Hellen Kachler

taz: Frau Kamche, warum ist die Preisverleihung für das Engagement von Menschen in der Diaspora­ ­wichtig?

Virginie Kamche:Zu Beginn meiner Zeit in Bremen konnte ich die Menschen der Diaspora nicht erreichen. Ich habe angefangen, darüber zu reflektieren und mich gefragt, ob diese Menschen und ihre Arbeit in der Gesellschaft überhaupt gesehen werden? Ob diese Menschen mehr Unterstützung brauchen? Deshalb gibt es den Diaspora-Preis: Es geht um Sichtbarkeit, Wertschätzung und Vernetzung. Die Projekte, die jedes Jahr gewinnen, sind Vorbilder für die nächsten Jahre und leisten auch einen kulturellen Austausch.

Welche Rolle spielt die öffentliche Wirksamkeit der Veranstaltung?

Menschen aus der Diaspora denken häufig, es gibt keinen Raum für sie in der Gesellschaft. Wir wollen diese Menschen erreichen und sagen: traut euch, zeigt euch! Durch die Preisverleihung sieht man wirklich, wie interes­siert die Diaspora daran ist, ihre Arbeit zu zeigen. Jedes Jahr bewerben sich mehr Projekte. Das Preisgeld ist den meisten egal, sie freuen sich über die Aufmerksamkeit für ihre Projekte.Man sieht aber auch, wie das Engagement der Diaspora mehr Wertschätzung in der Mehrheitsgesellschaft bekommt, weil wir immer mehr Sponsoren haben wie beispielsweise die Sparkasse oder Vonovia.

Vermissen Sie bei den Bewerbungen Projekte, die Sie interessant ­finden?

Verleihung des Diaspora-Preises: Sa, 28. 10., 12–18 Uhr, Theater Bremen; Vorträge von 14.30 – 16.30 Uhr im Café Noon im Foyer des Theaters

Wenn Menschen sich nicht mit ihren Projekten bewerben, liegt das oft daran, dass ihnen die Informationen fehlen. Da läuft viel über Mundpropaganda …

… und in der taz bekommt der ­Diaspora-Preis nun auch Aufmerksamkeit.

Dann muss ich die Zeitung in der Diaspora noch mal verteilen. Die Menschen haben einfach das Vertrauen verloren und trauen sich nicht, sich zu bewerben. Aber auch die sprachliche Barriere spielt eine Rolle. Deshalb haben wir angefangen, Bewerbungen in allen Sprachen anzunehmen und Unterstützung bereitgestellt, um die Bewerbungen mit den Gruppen auf Deutsch zu übersetzen. Wir versuchen auch, Menschen aus Bremerhaven zu erreichen, das gelingt uns noch nicht so gut.

Wer sitzt denn in der Jury?

Foto: privat

Virginie Kamchegeb. 1965, ist Fach­promotorin für Migration, Diaspora und Entwicklung, Gründerin vom ANB e.V. und Initiatorin des Projekts Diaspora-Preis.

Für jede der fünf Kategorien gibt es jeweils drei Jurymitglieder, ­damit auch für alle Bereiche genügend Fachkompetenz vorhanden ist. Aber wir versuchen auch, dass es gerecht bleibt. Deshalb soll die Jury immer ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis haben und es sollen auch Menschen aus der Diaspora dabei sein.

Was erhoffen Sie sich für den Samstag?

Es ist immer knapp mit dem Geld und ich denke, ob das alles klappt? Deshalb bin ich einfach froh, dass wir die Verleihung wieder auf die Beine stellen konnten. Einfach zu sehen, dass wieder mehr Leute dabei sind als im letzten Jahr, wir uns weiter professionalisieren. Und vielleicht finden wir wieder neue Leute, die uns unterstützen möchten.