„Hedgefonds überschätzt“

Volkswirt über Verantwortliche im Finanzgeschäft

■ 56, hat Sozialwissenschaften, Industriesoziologie und Volkswirschaft studiert. Er ist freier Journalist und taz-Autor.  FOTO: CH. LINKS VERLAG

taz: Herr Pfeiffer, was hat Ihnen der Finanzmarkt eigentlich getan?

Hermannus Pfeiffer: „Der Finanzmarkt“ hat mir zunächst mal überhaupt nichts getan. Die Frage ist doch: Wer sind die Akteure? In letzter Zeit wurde viel über Hedgefonds als Krisenverursacher diskutiert. Aber die hängen ja auch nur an der Leine der Banken und werden an sich völlig überschätzt. Völlig unterschätzt werden dagegen Versicherungen und multinationale Wirtschaftsunternehmen.

Die halten in der Weltwirtschaft die Fäden in der Hand?

Ja, meiner Meinung nach ist zu viel Geld auf dem Finanzmarkt und alle diese Institutionen sind Kapitalsammelstellen. Sie entscheiden, wo die Geldströme hinfließen. Das können eben auch Hedgefonds sein, müssen aber nicht. Es geht den international agierenden Akteuren darum, ihren Profit zu maximieren. Sie sitzen am langen Hebel.

Da sollte man sein Geld also nicht mehr einfach auf die Bank bringen?

Nein, das hab ich damit nicht gesagt. Kapital wird von den Banken ja auch durchaus in vernünftigen Projekten und Unternehmen angelegt.

Hmmm. Aber wie lässt sich da noch der Überblick behalten?

Es gibt keine goldene Regel, aber es reicht nicht, Tagesschau zu gucken und ab und zu Zeitung zu lesen. Sachverhalte sind bei dem Thema besonders komplex. Ein Grundverständnis von Handelnden, Zusammenhängen und Hebelmechanismen ist aber erreichbar.  INTERVIEW: SMW

Buchvorstellung „Der profitable Irrsinn – Was auf den Finanzmärkten geschieht und wer dabei gewinnt“: 19 Uhr, Neue Gesellschaft e. V., Neuer Wall 54