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Wenn Kunst schon beim Aufbauen entzückt

Jetzt staunen wir also alle vorm Schaufenster. Es ist kühl geworden in Stuttgart zum Eröffnungswochenende des Theaters Rampe: Manche frösteln, stehen aber doch vor dem zwischengenutzten Ladenlokal an der Fritz-Elsas-Straße, obwohl die Performance erst Tage später zu sehen ist, bis zum 22. Oktober jeweils um 17 Uhr.

Blicke ziehen die im Halbkreis angeordneten Gestelle auf sich, die aussehen, als hätten ein Whitepark-Rind und ein Holzruder-Ergometer zusammen Kälber bekommen. Ihre weißgelackten Hörner münden in rosa Salzkristalllampen. Wo beim Tier das Hinterteil wäre, ist hier ein Sitz montiert. Der getischlerte Schlitten hingegen dient als Halterung für Spitzkohlköpfe, die über eine Schneide geschoben werden – das Ganze ist ein Riesengemüsehobel; eine Frau führt ihn einem Kameramann vor.

Stuttgart-Mitte

24.000 Ein­woh­ ner*innen.

Das historische Zentrum der Stadt. Fritz Elsas, gestorben 1945 im KZ Sachsenhausen, war Widerstandskämpfer und ist 1890 in Cannstatt, und damit in Stuttgart, geboren. Auch in Berlin-­Schöneberg ist eine Straße nach ihm benannt.

Bei der Performance selbst geht es um Sauerkraut. Das ist politisch: Die Krautbauern auf der Filder sind sauer, weil Bahnhofs-, Airport- und Messegeländebau ihnen den Humus abgraben. Erst mal aber gilt die Bewunderung der Form der Spezialmöbel – und ihrem Anstrich: „Widerliche Fleischfarbe …!“, raunt jemand. Alle nicken andächtig. Benno Schirrmeister