das portrait
: Ein Preis gegen das Klima-Burnout fürHamira Kobusingye

Foto: Senatspressestelle Bremen

Kritisiert den „Klima-Kolonialismus“ des globalen Nordens: Hamira KobusingyeFoto: Senatspressestelle

Hamira Kobusingye hat viel zu tun. Keine Selbstverständlichkeit also, dass die ugandische Klimaaktivistin persönlich aus Kampala nach Bremen gekommen ist, um den Solidaritätspreis der Stadt entgegenzunehmen. Der Preis wird alle zwei Jahre ausgeschrieben, in diesem Jahr zum Thema Klimagerechtigkeit mit Fokus auf Initiativen aus dem Globalen Süden. Aus 13 Nominierten hat ein Kuratorium Kobusingye als Preisträgerin ausgewählt. Gestern hat sie die Auszeichnung in der Bremer Rathaushalle entgegengenommen.

Für sie kommt der Preis genau zum richtigen Zeitpunkt. „Die Nachricht habe ich bekommen als ich gerade ein kleines Burn-Out hatte“, sagt sie der taz. Die Trägheit der politischen Ent­schei­dungs­trä­ge­r*in­nen trotz ständig neuer schlechter Nachrichten zur Klima­krise sei manchmal schwer auszuhalten. Daher tue es gut, dass ihre Arbeit geehrt wird: „Das gibt mir die Kraft, weiterzumachen.“

Mit dem Machen hat Kobusingye früh angefangen. Aufgewachsen in einem Slum in Kampala, fing sie schon als Jugendliche an, junge Mädchen zu beraten. Später arbeitete sie bei einer NGO, die Frauen darin unterstützt, ihr eigenes Gemüse anzubauen. 2019 verdorrte die ganze Ernte, weil der Regen ausblieb. „Das hat mir das Herz gebrochen“, erzählt die Aktivistin. So sei sie dazu gekommen, sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinanderzusetzen und habe erkannt, dass sie sich mit ihrer Arbeit nur mit Symptomen eines größeren Problems beschäftigt hatte.

Sie begann, sich gegen den geplanten Bau einer Erdölpipeline im Land zu engagieren, schloss sich Fridays for Future und dem globalen Rise-Up-Netzwerk für Klimagerechtigkeit an. So ist die Aktivistin mittlerweile auf der ganzen Welt vernetzt. Mit lokalen Frauengruppen arbeitet sie aber immer noch zusammen: „Ich sehe meine Aufgabe auch darin, Mittlerin zwischen den Frauen in meiner Nachbarschaft und der Internationalen Gemeinschaft zu sein“, sagte sie der taz im vergangenen Jahr.

Damals war Hamira Kobusingye mit einer Gruppe ugandischer Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen auf „Klimamobilisierungstour“ durch Europa. Dabei forderten sie mit dem Slogan „Show us the Money!“, dass die Länder im Globalen Norden endlich Verantwortung für ihren Anteil an der Klimakrise übernehmen.

Während eine Industrienation wie Deutschland zu den Ländern mit den höchsten CO2-Emissionen gehört, tragen Länder wie Uganda nur zu einem Bruchteil des globalen Ausstoßes bei. Gleichzeitig treffen die Folgen des Klimawandels die Menschen im Globalen Süden viel heftiger. Hamira Kobusingye nennt das „Klima-Kolonialismus“. Was sie davon hält, dass eine Stadt in einem der Länder der Klimawandel-Hauptverursacher einen Preis an Aktivist*in­nen im Globalen Süden vergibt? „Die Stadt Bremen ist sich ihrer globalen Verantwortung bewusst.“

Beim Preisentgegennehmen wollte sie es mit ihrem Besuch aber nicht belassen. Auf dem Plan standen Gespräche mit dem Bremer Senat und mit lokalen Klima-Gruppen. Nach der Verleihung geht es weiter nach Berlin und über Aachen nach Brüssel. Aufgeben ist für Hamira Kobusingye keine Option, aufschieben auch nicht. Sie sagt: „Es ist Zeit zu handeln, jetzt!“ Amira Klute