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Wenn das Treppensteigen was für Sparsame ist

Uff.“ Der Elektriker, der gekommen ist, um ein Problem in meiner Wohnung zu lösen, schleppt sich schwerfällig die Treppe des Mietshauses in Prenzlauer Berg hinauf. Es hat ihn sichtlich Mühe gekostet, den vierten Stock zu erklimmen, er schnauft angestrengt und klammert sich an das Geländer.

Warum „der Fahrstuhl nicht funktioniert“, will er wissen und wirkt entrüstet. Ich erkläre ihm, etwas peinlich berührt, dass man für die Aufzugnutzung in dem Haus einen Mietaufschlag zahlen muss und meine sparsame Wohngemeinschaft deshalb lieber darauf verzichtet. „Mmh“, grummelt er und tritt ein.

Berlin-Prenzlauer Berg

167.800 Ein­woh­ner*innen.

Laut Mieter­verein gibt’s in Berlin rund 46.000 Fahrstühle, nur ein kleiner Teil davon befindet sich in Wohnhäusern. Trotz Gentrifizierung sind Aufzüge auch in Prenzlauer Berg eher die Ausnahme.

Als er wieder geht, fällt sein Blick im Flur auf die verschlossene Aufzugtür, die silbern gegenüber der Treppe triumphiert. „Irjendwie isset ja och jerecht“, meint er. – „Ach so?“ Mir persönlich kam das Konzept bislang eher unsolidarisch gegenüber älteren Be­woh­ne­r*in­nen vor, die nicht mehr gut zu Fuß sind. So wohnen in den oberen Stockwerken Renter*innen, für die der Treppenaufstieg durchaus herausfordernd ist. „Na ja“, führt er an, „wer Luxus will, der soll och dafür zahlen.“ Dann macht er sich auf den Weg hinab. Zu Fuß. Marlena Wessollek