Berliner Platten: Joana Zimmer gibt ihr Innerstes als ein Stück Sorgensoul
Das ist doch mal ein Titel für ein Soulalbum: „My Innermost“, mein Innerstes. Dies zu enthüllen verspricht guter Soul stets und also auch Joana Zimmer, in Freiburg geboren, in den USA aufgewachsen, heute in Berlin lebend und von Geburt an blind, was sich als Authentizitätsversprechen und Verkaufsargument prima ins Genre fügt. Ihre aktuelle, auf den Fernsehmusikkanälen gerade in schwerer Rotation eingesetzte Single „I Believe (A Little Bit.)“ ist zwar kaum mehr als Nicoles „Ein bisschen Frieden“ im halbwegs zeitgemäßen Pomppopgewande, aber in seiner bemüht seelenvollen Naivität doch zumindest ein schönes Stück Sorgensoul. Der Rest des Albums allerdings reicht nicht einmal an die übliche von computergestützten Produzenten aus den aus Funk und Fernsehen bekannten Versatzstücken zusammengeschraubte Durchschnittsware heran. Die zweifellos beeindruckende Stimme der 23-Jährigen muss ausgesucht ausgelutschte Klischees („I’m in heaven when we dance“) zu nicht verdienter Bedeutung knödeln, um dann in angestaubten Arrangements versteckt zu werden. So bieder dümpelt das daher, dass man der Plattenfirma Recht geben muss, die sie als „die Celine Dion aus Berlin“ zu verkaufen versucht. TO
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