Unterm Rad

Investoren eines 175-Meter-Riesenrads spekulieren auf das Tempodrom als Standort. Doch da ist kein Platz

40 Meter hoch ragt das Dach des insolventen Tempodroms in die Höhe, doch es könnte bald im Schatten eines 175 Meter hohen Riesenrads untergehen. Noch immer sucht die Investorengruppe World Wheel Berlin (WWB) zusammen mit der Stadtentwicklungsverwaltung einen Standort für ihr gigantisches Projekt. Nach dem Scheitern am Technik-Museum ist nun offenbar das Gelände um das Tempodrom im Gespräch. Ein Kaufangebot über 10 Millionen Euro sei für das Tempodrom neu eingegangen, bestätigte der Insolvenzverwalter des Event-Zeltes, das kaum als Veranstaltungsort, umso häufiger als Millionengrab und Politaffäre Schlagzeilen machte. Michael Waiser, Geschäftsführer der WWB Holding, will sich nicht dazu äußern, ob er der potenzielle Käufer ist. „Bis keine eindeutige Zusage von der Stadtentwicklungssenatorin kommt, werde ich schweigen“, sagte er gestern.

Das Tempodrom als Kassenhäuschen für ein Riesenrad? Der Exgeschäftsführer der WWB, Dirk Nishen, erinnert sich, dass die Riesenrad-Investoren bereits vor zwei Jahren erwogen, das Rad mit dem Tempodrom als Musical-Spielort zu kombinieren. Das Problem damals: Das Areal um das Kulturzelt bot nicht genug Platz. „Daran hat sich nichts geändert“, sagt der zuständige Stadtrat Franz Schulz (Grüne).

Zweifel an einem Rad an Ort und Stelle sind angebracht: Die Konstruktionspläne des mit rund 60 Millionen Euro veranschlagten Riesenrads sehen vor, dass es durch eine Abflughalle schwingt, wo Besucher zu- und aussteigen. Die einzig freie Fläche dafür ist der Sportplatz vor dem Haupteingang des Tempodroms. „Der Platz wird rege genutzt und nicht leichtfertig aufgegeben“, sagt Schulz. Sein Wort hat Gewicht. Denn der Sportplatz gehört dem Bezirk Kreuzberg und die Ausschreibung zum Kauf des Tempodroms betrifft nur das Grundstück, auf dem das Zelt selbst steht. TINA HÜTTL