: Rigaer wehrt sich gegen Verdrängung
In der Rigaer Straße fallen nicht nur linke Hausprojekte der Immobilienverwertung zum Opfer. Die Mieter:innen wollen das nicht hinnehmen
Von Peter Nowak
Wenn es um Proteste in der Rigaer Straße in Friedrichshain geht, machte bislang vor allem der Widerstand gegen die Räumung linker Hausprojekte Schlagzeilen. Doch nun geraten auch weniger radikale Bewohner:innen der Straße im Norden Friedrichshains in Verdrängungsgefahr.
So verfolgen die Bewohner:innen der Rigaer Straße 15 die jüngsten Entwicklungen um ihr Mietshaus mit Sorge. „Nachdem sich für das Gebäude kein Käufer gefunden hat, sollen nun beide Höfe verkauft werden, mit dem Recht Neubauten zu errichten“, erklärt Bewohnerin Klara Behrens gegenüber der taz, „Da werden nur weitere Eigentumswohnungen geschaffen“.
Das Bauamt habe schon erklärt, dass es den Neubau genehmigen werde, wenn das Brandschutzgutachten eingereicht sei, berichtet Behrens. Dabei würde eine solche Verdichtung aus Brandschutzgründen in anderen Stadtteilen wie Lichtenberg nicht mehr genehmigt werden.
Die Mieter*innen wollen die Verdichtungspläne ihres neuen Eigentümers nicht unwidersprochen hinnehmen und organisieren diesen Freitagabend eine Kundgebung vor dem Haus.
Von der Kundgebung erhoffen sich die Mieter*innen der Rigaer 14 weitere Vernetzung und Diskussionen mit anderen von Verdrängung bedrohten Bewohner*innen in der Gegend. Die gab es bereits mit den Bewohner:innen der Rigaer Straße 94. Das buntbemalte Hausprojekt liegt direkt gegenüber und gilt als Hotspot linken Widerstands im Kiez. Bereits während der Pandemie gestalteten Anwohner:innen gemeinsam das Kiezradio.
Akut verdrängungsbedroht sind auch die Bewohner:innen der Samariterstraße 8. Seit 2019 protestieren sie mit Transparenten und Kundgebungen gegen den Verkauf ihres Hauses an einen Investor. Seit einigen Wochen ist das große Gebäude völlig eingerüstet, und viele Wohnungen stehen leer. Neben dem Dachgeschossausbau wurde vom Bauamt auch eine Nutzungsänderung für Hotels- und Pensionen genehmigt.
Die Mieter:innen fürchten daher eine Umwandlung in Airbnb-Wohnungen. In drei Wohneinheiten sollen bereits Pensionen entstehen, wie der Friedrichshainer Grünen Abgeordnete Julian Schwarze recherchierte. Zudem soll die Eigentümerin eine Briefkastenfirma mit Sitz in Zossen sein.
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