Erste Feldhamster schwarz-gelbes Opfer

Hüttendorf gegen den Bau der Autobahn A 33 in Nordrhein-Westfalen ohne Gerichtsbeschluss geräumt

BERLIN taz ■ Die neue schwarzgelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ist noch nicht im Amt. Doch ihre Ankündigung, künftig der Wirtschaft die Vorfahrt vor Umweltfragen zu geben, haben einige RadikalökologInnen zu spüren bekommen. Ohne Vorwarnung sei in dieser Woche ihr Hüttendorf in Borgholzhausen zwischen Bielefeld und Osnabrück geräumt, empört sich Dieter Rahmann von der BesetzerInnengruppe. „Es dauerte keine 15 Minuten, bis die Polizei die sechs Hütten mit Baggern platt walzen ließ. Die Bewohner konnten nicht einmal ihre persönlichen Sachen herausholen.“

Für Rahmann war es nicht die erste Räumung. Schließlich kämpft er in dem waldigen Gelände zwischen Nordrhein-Westfahlen und Niedersachsen seit zwölf Jahren gegen den Autobahnbau. „Bei den anderen Räumungen hatte die Polizei zumindest eine gerichtliche Verfügung“, betont Rahmann. Darauf meinte man dieses Mal verzichten zu können. Der offizielle Räumungsgrund lautet: Gefahr im Verzug wegen Brandgefahr und des drohenden Einsturzes einer Hütte.

Später erklärte das Ordnungsamt, man sei zur Ansicht gekommen, „das Hüttendorf ist illegal“. Den Vorwurf geben die BesetzerInnen zurück. „Das Dorf ist von dem Grundeigentümer und den Behörden sechs Jahre geduldet worden. Vor der Räumung hätten sie einen richterlichen Beschluss holen müssen.“ Doch den gibt es offenbar nicht.

Dieter Rahmann sieht in der Räumung eine Einschüchterung der letzten GegnerInnen des Autobahnbaus. Zunächst protestierten auch zahlreiche Umweltverbände, weil die Trasse der A 33 vom Teutoburger Wald ins Sauerland durch ein Naturschutzgebiet führen sollte. Nachdem sich die grüne Umweltministerin Bärbel Höhn aber mit führenden Umweltverbänden auf die so genannte Ökotrasse, eine Streckenführung, die das Naturschutzgebiet umgeht, geeinigt hatte, verstummte die Kritik weitgehend.

Doch die räumungserfahrenen RadikalökologInnen planen schon die nächste Aktion: Nächste Woche wollen sie eine Fahrradkarawane vom Atommülllager Ahaus nach Osnabrück organisieren. Motto: „Freiräume statt Repression“. UnterstützerInnen haben sich schon angemeldet. Bundesweit. PETER NOWAK

www.huettendorf.de