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das wird„Filme, aus denen das Herzblut heraustropft“

Das 23. „Unerhört!“-Festival zeigt in Hamburgs Programmkinos an sieben Tagen 24 Musikfilme

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Pethke, gibt es gute Filme über schlechte Musik?

Stefan Pethke: Unser Anspruch ist, eines von beiden muss gut sein, die Musik oder der Film. Und im Idealfall beides. Über Geschmack lässt sich ja streiten, aber nehmen wir mal den deutschen Schlager. Darüber gibt es einige gute Filme. Einer wurde sogar einer meiner Lieblinge aus den letzten 17 Jahren „Unerhört!“. Das ist der Film „Shayne“ über ­Ricky Shayne.

Der „Ich sprenge alle Ketten und sage: nein, nein, nein, nein, nein!“ gesungen hat?

Genau. Das ist nun nicht meine Musik, aber es ist ein extrem guter Film. Bei unserer Vorstellung hat Ricky Shayne dann seine Klampfe mitgebracht und drei Lieder zum Besten gegeben.Da blieb kaum ein Auge trocken.

Und gute Musik in schlechten Filmen?

Na ja, wir bekommen viele sogenannte Fan-Filme angeboten, bei denen Nerds Künstlerinnen und Künstler mit der Kamera begleitet haben. Das ist dann oft tolles Material, aber filmisch nicht so besonders. Die haben ja kein Team und keine Mittel. Die Konzertaufnahmen sind aus dem Publikum gemacht, bei den Interviews verrutscht mal was und gut geschnitten sind sie meist auch nicht. Aber manchmal sind das Filme, aus denen das Herzblut heraustropft. Dann kann man gar nicht anders, als sie einzuladen.

Mit Filmen über Max Roach, Christof Lauer, Heiner Goebbels und Candy Dulfer ist viel Jazz dabei. Wie kommt das?

Manchmal hat ein Musikstil Konjunktur. Wir hätten noch mehr Jazzfilme ins Programm nehmen können, aber die anderen sollten ja auch noch Platz zum Atmen haben. Heiner Goebbels und Candy Dulfer bringt man ja nicht unbedingt zusammen, aber wenn man sich das große Jazzgebäude ansieht, stehen sie immer noch unter demselben Dach. Und so was macht ja auch Spaß, wenn man ein Programm zusammenstellt.

privat

Stefan Pethke

Jahrgang 1962, Filmemacher und -kurator, koordiniert das „Unerhört!“-Festival seit 2007.

Bis 2022 waren Sie allein verantwortlich; wieso haben Sie diesmal mit zwei Frauen zusammen kuratiert?

Grundsätzlich steht es jeder Veranstaltung gut zu Gesicht, sich ein bisschen zu diversifizieren, in diesem Jahr wurde es außerdem zeitlich knapp. Da habe ich zwei Kolleginnen aus der Hamburger Filmblase gefragt, ob sie mir helfen würden: Die freie Produzentin Christine Herfel, die ein interessantes Doppelprogramm zum Thema Iran kuratiert hat, und Judith Behrendt vom B-Movie. Die hat zum Thema 50 Jahre Hip-Hop einen Film aus Afrika und einen über Capoeira in Brasilien gefunden.

Was hat denn Capoeira mit Hip-Hop zu tun?

Das war ja Breakdance, lange bevor es den überhaupt gab. In dem Film „Môa, Mother Africa Roots“ wird ein afroamerikanischer Capoeira-Meister porträtiert, der vor zwei Jahren von einem Bolsonaro-Anhänger erschossen wurde. Wie solche Dinge zusammenhängen, das wollen wir in unserem Festival zeigen.

Musikfilm-Festival „Unerhört!“, 3. bis 9. 9. in den Hamburger Programmkinos 3001, Alabama, B-Movie und Metropolis

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