„Es gibt kein Zurück mehr“

Ali*, 26, Musiker aus Shahinshahr

Es geht mir im Moment sehr schlecht. Das bedeutet aber nicht, dass ich keine Hoffnung habe. Eigentlich ist es genau andersherum. Das Einzige, was mir geblieben ist, ist die Hoffnung. Und so geht es der gesamten Gesellschaft, so scheint es mir zumindest. Uns geht es schlecht. Der Druck ist zu hoch. Wir haben so viele Opfer gebracht, aber der Opposition außerhalb Irans waren ihre Streitereien wichtiger als wir. Für uns hier sind die Konsequenzen sehr hart.

Was sich im positiven Sinne aber in Iran für mich geändert hat, ist, dass ich festgestellt habe, dass ich nicht allein bin. Meine Ziele sind die Ziele vieler anderer. Wichtiger: Viele sind bereit, genau wie ich, ihr Leben dafür zu opfern, damit wir für Iran in Zukunft Freiheit und Veränderung bringen. Das ist so schön für mich. Die Menschen sind mutiger geworden. In den letzten Monaten sah man, dass viele, von Jung bis Alt, auf einmal keine Angst mehr hatten. Menschen wurden bewusster, aufgeklärter als in all den vorigen Jahren. Aber natürlich gibt es Teile der Bevölkerung, die man noch abholen muss.

Eine große Veränderung, die überall zu sehen ist, ist, dass Frauen einfach das tragen, was sie wollen. In dieser Hinsicht gibt es kein Zurück mehr. Es gibt nur vorwärts.

Ich erwarte von europäischen Ländern auch jetzt nicht viel. Ich weiß, dass für sie ihre eigenen Interessen an erster Stelle stehen, dass sie wichtig sind. Das ist normal, aber ich hoffe sehr, dass sie uns nicht nur als Fremde wahrnehmen. Die Islamische Republik ist eine Gefahr für die ganze Welt.

Das Einzige, was mir geblieben ist, ist die Hoffnung. So geht es der gesamten Gesellschaft

Protokoll: Mina Khani