„Geld vom Amt verspielt“

EXPERTEN-THEATERSTÜCK Vier Langzeitarbeitslose erzählen Episoden aus ihrem Erwerbsleben

■ 48, Darsteller und Ausstellungsleiter im Bremer Geschichtenhaus. Vor seiner Festanstellung war er ein Jahr lang arbeitslos.

taz: Herr Burmeister, welche Qualifikation braucht man, um Langzeitarbeitsloser zu werden?

Kai Burmeister: Keine. Ich war von 1981 bis 2000 bei der Lebensmittelabteilung von Karstadt. Dann verlor ich meine Stelle und arbeitete bei Sicherheitsfirmen. Eine Zeit lang war ich selbstständig, musste dann aber Insolvenz anmelden. Danach war ich dann ein Jahr lang arbeitslos.

Nach neunzehn Jahren im Betrieb wurde Ihnen gekündigt?

Ja, dabei hatte ich sogar schon meine Lehre dort gemacht. Damals gab es die ersten Rationalisierungswellen und ich war nicht verheiratet, hatte keine Kinder.

Und nach einem Jahr Arbeitslosigkeit sind Sie schon Experte auf diesem Gebiet?

Ja, denn was man in der Zeit beim Amt erlebt, kann man gar nicht alles erzählen.

Können Sie es versuchen?

Zum Beispiel wurde ich drei Mal hintereinander immer wieder in den selben Bewerbungskurs gesetzt. Die konnten mir schon beim ersten Mal nichts mehr beibringen. Aber man verschwindet eben aus der Statistik, so lange man einen Kurs macht.

Immerhin die jetzige Stelle hat das Jobcenter Ihnen vermittelt.

Ja, definitiv. Ich weiß nicht, ob ich sonst womöglich obdachlos wäre. Das war ich nach der Karstadt-Zeit, weil ich das Geld vom Amt verspielt habe. Irgendwann kam die Zwangsräumung und ich bin im Keller eines Obdachlosen-Asyls untergekommen. Bislang habe ich das geheim gehalten. Auf der Bühne werde ich davon erzählen. Interview: KIS

20 Uhr, Arbeitnehmerkammer, Bürgerstraße 1