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Im Aufwind

Die deutschen Freizeitparks sind nach Corona wieder gut besucht, die Leute suchen Ablenkung

Von Marlena Wessollek

Was einen Freizeitpark ausmacht, dafür gibt es keine offizielle Definition. „Das macht es schwierig, überhaupt über sie zu sprechen“, sagt Jürgen Gevers, der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen. Kann man beispielsweise einen Wildpark, der auch eine Autoscooter-Anlage führt, schon Freizeitpark nennen? Der Übergang zu Freizeiterlebnissen wie Madame Tussaud oder Sea Life ist laut Gevers oft fließend.

Wie viele Parks genau es in Deutschland gibt, lässt sich daher nicht eindeutig sagen, je nachdem, wie man rechnet, schwanken die Schätzungen erheblich: Sind es 147, wie das Onlinemagazin www.parkerlebnis.de meint? Oder mehr als 2.000, wie das Statistikportal „statista“ vermeldet?

Ein Großteil der heute bekannten Parks ist vor allem in den 70ern auf dem Land entstanden. Heute werden sie teilweise bereits in der dritten oder vierten Generation geführt. Der älteste Park in Deutschland ist der 97 Jahre alte Tripsdrill in Baden-Württemberg, der größte ist mit circa 90 Hektar und über fünf Millionen Be­su­che­r*in­nen im Jahr der Europapark in Rust, ebenfalls in Baden-Württemberg.

„Die klassischen Outdoorparks befinden sich fast alle im ländlichen Raum, allein schon aus Platzgründen. Das liegt einfach daran, dass viele aus Höfen hervorgegangen sind oder Grundbesitzer angefangen haben, ihre Flächen anders zu nutzen“, sagt Gevers. Durch die Urbanisierung seien inzwischen jedoch viele Städte an die Parks „herangewachsen“.

Viele der Be­su­che­r*in­nen sind Tagestourist*innen, meistens handelt es sich um generationsübergreifende Familienausflügler. Das legt auch eine Erhebung der Stiftung Zukunftsfragen (ehemals Freizeit-Forschungsinstitut) nahe. Demnach besuchen 38 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal im Jahr einen Freizeitpark, zu den häufigsten Be­su­che­r*in­nen zählen Eltern und Kinder. Ferientermine haben darum einen starken Einfluss auf die Einnahmen. So sind in Bayern und Baden-Württemberg die Pfingstferien wichtig, die es nicht in allen Bundesländern gibt, in Berlin und Brandenburg sind es die Herbstferien. Die meisten Freizeitparks eröffnen kurz vor Ostern und schließen nach Halloween.

Die Coronapandemie hat die Parks laut Gevers zwar „gebeutelt“, insgesamt sei die Branche aber „mit einem blauen Auge davongekommen“. Seitdem erfreuten sich die Freizeitparks steigender Beliebtheit. Insbesondere in Krisenzeiten seien die Freizeitparkbesuche für Be­su­che­r*in­nen wie kleine Fluchten aus dem Alltag, sagt Gevers.

Die Zahl der Freizeitparks ist relativ konstant, „neue Parks kommen in der Regel nicht hinzu“, sagt Gevers. Neueröffnungen wie im bayerischen Günzburg, wo im kommenden Jahr unweit des Legolands ein an die britische Zeichentrickserie „Peppa Pig“ angelehnter „Peppa-Wutz-Themenpark“ für Kleinkinder bis 5 Jahre aufmachen soll, sind also eher die Ausnahme.

Stattdessen versuchten die Freizeitparks, jedes Jahr neue Fahrgeschäfte und Attraktionen zu bieten, sagt Gevers. Einer Prognose der Stiftung Zukunftsfragen zufolge müssen sie das auch: das Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung steigt, gleichzeitig nimmt die Zahl der Kinder ab.

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