berliner szenen
: Ein sparsamer Gewinn

Am Mittwochabend war es so weit: Ich gewann im Lotto. Auch wenn es nur zwei Richtige und die Superzahl waren, freute ich mich. Immerhin sechs Euro. Haben oder nicht haben. Und in Zeiten, in denen mein geliebtes Bibimbap bei meinem liebsten japanischen Restaurant in Schöneberg inzwischen bei knapp 13 Euro liegt (als ich 2019 nach Schöneberg zog, waren es noch knapp 9 Euro), muss man eben zugreifen.

Also ging ich gleich am nächsten Tag zu einem Späti mit Lottostelle. „Und, haben Sie die Millionen gewonnen?“, fragte der Spätiverkäufer, als ich ihm den Lottoschein entgegenstreckte. „Schön wär’s“, sagte ich und dachte an die sechs Millionen Euro im Jackpot. Wenn ich den geknackt hätte, dann würden mir die 13 Euro für das Bibimbap nicht mehr so wehtun. Und was Sinnvolles würde mir sicherlich auch einfallen, wenn ich auf einmal so viel Kohle hätte.

„Müssen Sie sich den Gewinn teilen?“, fragte der Verkäufer, bevor er den Lottoschein einscannte. Ich musste grinsen. Sechs geteilt durch zwei sind drei. Von dem Geld würde ich inzwischen noch nicht mal das Set aus sechs Maki mit Avocado bekommen. Ich teile ja gerne, aber bei sechs Euro Gewinn hört der Spaß auf. „Nein, zum Glück nicht“, antwortete ich. „Es sind auch nur paar Euro, die ich gewonnen habe.“ „Nur?“, fragte der Verkäufer. „Haben oder nicht haben“, sagte er weiter. Haben oder nicht haben, wiederholte ich im Kopf. Als der Verkäufer mir den Gewinn auszahlte, meinte er: „Na, immerhin kriegt man von dem Geld noch einen Döner.“ Früher hätte ich meinen Gewinn teilen können und hätte trotzdem einen Döner bekommen, antwortete ich. Der Verkäufer nickte nachdenklich. Als ich mich verabschiedete und schon an der Tür stand, rief er noch: „Und schön sparsam sein!“

Eva Müller-Foell