Spanien vor dem Endspiel: Heikle Situation um Las 15

Gibt der aktuelle WM-Erfolg Spaniens Trainer und Verband recht? Verstummt die Kritik an den spanischen Verantwortlichen? Alles ist möglich.

Zwei Fußballerinnen jubeln.

Spanien jubelt nach dem Sieg gegen Schweden, schweißt es auch zusammen? Foto: Amanda Perobelli/reuters

Spanien hatte schon mit dem Halb­finaleinzug Historisches erreicht, denn so weit kam man bei einer WM bisher noch nie, durch den Finaleinzug wird das Ganze noch einmal getoppt. Wer weiß, vielleicht gelingt dem Team um Putellas und Bonmatí ja sogar der ganz große Wurf zum Titel. Den begnadeten Spielerinnen ist das ohne Zweifel zu gönnen, der Erfolg bringt aber die Fans und Be­ob­ach­te­r*in­nen in einen Zwiespalt. Die Situation um Las 15, die zurückgetretenen Spielerinnen, ist heikel.

Die Vorwürfe gegen Trainer Jorge Vilda wurden medial an vielen Stellen ausgeblendet, und die Spanierinnen selbst betonten, sich auf Fußball konzentrieren zu wollen. Kamerabilder vom Geschehen neben dem Platz und nach Abpfiff zeigen sie immer wieder als Gruppe jubelnd, ohne ihren Coach, und verweigerte Handschläge zwischen Putellas und Staff. Viel Raum für Interpretationen, doch liegen dem, wie hier bereits thematisiert, eben handfeste Themen zugrunde.

Gibt der aktuelle Erfolg Trainer und Verband recht? Beide Parteien könnten das so sehen. Das zumindest ist die Befürchtung derjenigen, die sich wünschen, dass das Wohl der Spielerinnen im Mittelpunkt steht. Der Präsident des Königlichen Spanischen Fußballverbandes RFEF, Luis Rubiales, gilt als Freund der Familie Vilda; und Jorge Vildas Vater hat ebenfalls eine Position in der Direktion Fußball der Frauen im RFEF inne. Wenn selbst der zwischenzeitliche Rücktritt von 15 Spielerinnen nicht genug Druck erzeugt hat, wie soll es dann ein Finaleinzug oder erst ein möglicher Titelgewinn schaffen, nach welchem doch alle Beteiligten sagen könnten: „Jetzt erst recht weiter so!“

Jennifer Hermoso ist schon lange dabei und hat bereits die vorherigen Kämpfe zwischen Spielerinnen und Verband miterlebt, sie widmete den Einzug ins Finale unter anderem der ehemaligen Kapitänin Verónica Boquete, die nach der WM 2015 in Kanada den Boykott ­­­gegen Vildas Vorgänger Ignacio Quereda angeführt hatte.

Jetzt reicht's

Eine Möglichkeit könnte sich dadurch bieten, dass die Spielerinnen trotz unterschiedlicher Haltungen geschlossen auftreten und womöglich als Einheit direkt nach dem Finale ein erneutes Statement veröffentlichen. À la: „Wir sind trotz allem so weit gekommen, aber jetzt reicht’s!“

Fußballteam jubelt.

Jubelbild mit Herren: Spanien nach dem Halbfinalsieg Foto: Andrew Cornaga/ap/dpa

Diese scheinbar unauflösbaren Situationen sind im Fußball nicht neu, allein bei dieser WM finden sich zahllose andere Beispiele. Beim Thema Finanzierung gibt es diese Widersprüche ständig. Wenn ein unterfinanziertes Team mehr erreicht als erwartet, heißt es, es funktio­niere doch offensichtlich alles auch so.

Und wenn es erst seit vergleichsweise kurzer Zeit bessere Voraussetzungen gibt und sich das mal nicht im einkalkulierten Erfolg niederschlägt, haben wir das Spiel andersherum: „Wozu Geld reinstecken, es hat ja nichts gebracht? Und vielleicht mit weniger Geld vorher sogar mehr.“ Diese Unterhaltungen kennt man auch aus Deutschland.

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