Helfen, führen, rechnen

DRITTER SEKTOR An einigen Unis kann man mittlerweile „Nonprofit-Management“ studieren. Denn auch in gemeinnützigen Organisationen sind BWL-Kenntnisse gefragt

Der Dritte Sektor professionalisiert sich und übernimmt mehr öffentliche Aufgaben

VON OLE SCHULZ

Auch gemeinnützige Organisationen müssen ihr Personal sinnvoll anleiten und Gelder effizient einsetzen – gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen. Um Führungskräfte von Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden, von Kliniken und sozialen Einrichtungen gezielt auf diese Aufgaben vorzubereiten, gibt es seit einigen Jahren mehrere universitäre Weiterbildungen und Studiengänge „Nonprofit-Management“.

Das erste berufsbegleitende Angebot war der 2006 an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) akkreditierte Masterstudiengang „Nonprofit-Management and Governance“. Hier bietet ein interdisziplinärer Dozentenpool seither eine Vielfalt theoretischer Zugänge zum Thema sowie einen hohen Praxisbezug an. „Es wird stark darauf geachtet, dass sich die behandelten Inhalte im Berufsalltag umsetzen lassen“, sagt Almut Müskens, Studienkoordinatorin der gemeinnützigen WWU Weiterbildung GmbH, welche die Durchführung des Studiengangs für die Uni Münster organisiert.

Hintergrund ist, dass Nonprofit-Organisationen (NPO) inzwischen wirtschaftliche Bedeutung erlangt haben: Laut dem Projekt „Zivilgesellschaft in Zahlen“ waren 2007 rund 2,3 Millionen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland dem Dritten Sektor zuzuordnen – davon mehr als die Hälfte dem Gesundheits- und Sozialbereich. Insgesamt waren damit schon vor 5 Jahren gute 9 Prozent der Gesamtbeschäftigten in NPO tätig.

Das auf zwei Jahre angelegte Masterstudium in Münster besteht aus der Mischung von Präsenzphasen und Selbststudien zu Hause. „Zugangsvoraussetzungen sind ein abgeschlossenes Hochschulstudium sowie ein Jahr Erfahrung im Beruf oder entsprechende ehrenamtliche Tätigkeiten“, sagt Müskens. Einen typischen Studierenden gibt es laut Müskens nicht: „Die Teilnehmer sind zwischen 24 und 55 Jahren, Berufseinsteiger wie Führungskräfte, die etwa als Betriebswirte, Juristen oder Pädagogen ausgebildet sind.“

Ein ähnliches berufsbegleitendes Masterstudium bietet auch die Uni Heidelberg an. Wie in Münster gibt es rund 20 Plätze, und der Studiengang beginnt jedes Jahr zum Wintersemester – Bewerbungen sind bis zum Sommer möglich. Dass die beiden Studiengänge nicht von Bewerbern überrannt werden, hat wohl auch mit den anfallenden Kosten zu tun – die Weiterbildungen in Münster und Heidelberg kosten jeweils fast 10.000 Euro. Rund die Hälfte der Studierenden in Münster bezahlt laut Müskens die Gebühren selber, für die anderen kommt der Arbeitgeber teilweise oder vollständig auf.

Kostenlos ist dagegen der praxisorientierte Vollzeit-Masterstudiengang „Nonprofit-Management & Public Governance“, der in Berlin seit 2009 gemeinsam von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) angeboten wird. Hier kommen auf einen der jährlich maximal 40 Studienplätze ungefähr vier Bewerber. Das Angebot ist neben dem Masterstudiengang an der Hochschule Osnabrück das einzige kostenlose – allerdings fallen in Niedersachsen die vom Land erhobenen allgemeinen Studiengebühren von 500 Euro pro Semester an.

In der generalistischen Ausbildung in Berlin soll derweil in erster Linie den Absolventen des Bachelor-Studiengangs „Public Management“ alles vermittelt werden, was leitende Angestellte in NPO für ihre Tätigkeit brauchen – von der Gründung eines Vereins oder einer Stiftung über Fundraising bis hin zur Evaluation von Projekten.

Interessierte Quereinsteiger sind laut Professorin Barbara Hohn, die den Berliner Studiengang mit konzipiert hat, „gern gesehen“. Sie sollten aber neben einem Hochschulabschluss Erfahrungen im Nonprofit-Sektor haben und vor allem BWL-Grundkenntnisse mitbringen. „Es ist im Kern ein betriebswirtschaftliches Studium, aber immer an den Anforderungen des Dritten Sektors ausgerichtet.“ Beim Personalmanagement geht es deshalb zum Beispiel vorrangig um die Frage, wie man mit Freiwilligen arbeitet – der Anteil von Ehrenamtlichen ist im Nonprofit-Bereich groß.

Wirtschaftliche Kompetenzen sind laut Hohn im Zuge einer allgemeinen Professionalisierung des Dritten Sektors gefragt, zumal dieser zunehmend öffentliche Aufgaben übernimmt. Bedarf an Qualifizierung gebe es zudem, weil NPO-Führungskräfte mittlerweile häufiger zwischen einzelnen Bereichen wechseln – also zum Beispiel von der Leitungsebene einer Institution im Gesundheitssektor zu einer im Umweltschutz tätigen NGO.

Dass man im Management von Nonprofit-Organisationen zwar oft Erfüllung dadurch erhalte, dass man einer „guten Sache“ diene, der Preis dafür aber eine mäßige Entlohnung sei, hält Hohn dagegen für einen Mythos. Mittlerweile werde auch bei NPO nicht mehr „von der Hand in den Mund gelebt“, so Hohn, sondern „leistungsadäquate“ Gehälter gezahlt – allerdings seien diese „nicht nach oben offen“ wie gelegentlich in der freien Wirtschaft.

■ Berufsbegleitende und kostenpflichtige „Nonprofit-Management“-Masterstudiengänge werden an der Uni Münster (npm-online.de/studiengang) sowie der Uni Heidelberg (uni-heidelberg.de/wisswb/management/nonprofit/index.html) angeboten. In Berlin (puma-berlin.de/index.php?id=1006) gibt es wie in Osnabrück (wiso.hs-osnabrueck.de/npo-ma.html) entsprechende Vollzeit-Masterstudiengänge