In Bayern ist weniger Hund

Hamburg liegt bei den Hundehaltern vorn, die Coronapandemie sorgte für einen Anstieg bei den Zahlen: ein Blick auf Deutschland aus der Hundeperspektive

Von André Zuschlag

Jahrelang wuchs zuletzt die Zahl von Hunden in deutschen Haushalten: Ab 2014 stieg sie konstant an, auf 10,7 Millionen Hunde taxierte sie eine Studie des Industrieverbands Heimtierbedarf und des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands Ende des Jahres 2020. Da war das erste Pandemiejahr gerade vorbei, massenhaft schafften sich in diesem Jahr Menschen einen Hund an – Ende 2019 waren es noch 600.000 weniger. In Relation zur Einwohnerzahl sind es allen voran Hamburg und Bremen, in denen nun die meisten Hundehalter leben. In Hamburg kommen mehr als 16.000 Halter auf 100.000 Menschen, in Bremen sind es fast 15.000. Schlusslicht ist Rheinland-Pfalz mit weniger als 10.0000 Halter:innen. Ohnehin sind im Süden Hunde im Verhältnis zur Einwohnerzahl weniger verbreitet: Auch Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und das Saarland stehen im bundesweiten Ranking weit unten.

Hinweise darauf, dass die Höhe der lokalen Hundesteuer Einfluss darauf hat, ob sich Menschen einen Hund anschaffen, gibt es nicht: Bundesweit können Kommunen über die Hundesteuer als „örtliche Verbrauchs- und Aufwandsteuer“ eigenständig entscheiden. Gefordert wird sie in Städten in der Regel pro gehaltenen Hund und liegt pro Jahr zwischen 60 Euro, wie etwa in Weimar, und knapp 200 Euro, wie etwa in Mainz. Hamburg mit 90 Euro und Bremen mit 150 Euro liegen da im Mittelfeld. Diese Höhen aber gelten nur für den ersten Hund, beim zweiten müssen Halter in der Regel deutlich mehr zahlen. 240 Euro sind es dann beispielsweise in Hannover. Manche Kommunen heben die Steuer ab dem dritten Hund zusätzlich an. Teuer wird es meistens bei sogenannten Listenhunden, gemeinhin Kampfhunde genannt. Berlin verlangt dafür 840 Euro, Frankfurt am Main sogar 900 Euro. Deutlich günstiger ist die Hundehaltung meist in ländlichen Regionen. In manchen bayerischen Kommunen liegt die Höhe der Hundesteuer für den ersten Hund nur bei zwölf Euro.

Gerade in den Pandemiejahren brachte das den Kommunen dadurch steigende Einnahmen. Waren schon in 2020 bundesweit die Einnahmen aus der Steuer deutlich gestiegen, steigerte es sich im Jahr darauf noch mal um mehr als 5 Prozent von 380 auf 402 Millionen Euro. In Hanau überstiegen pandemiebedingt zeitweise die Einnahmen aus der Hundesteuer sogar die aus der Gewerbesteuer. Während zuletzt manche kleine Kommunen beschlossen haben, die Steuer nicht mehr erheben zu wollen, gibt es andere, die nie eine hatten: In der niederbayerischen Gemeinde Windorf etwa oder in Raa-Besenbeck im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein.

Was Tierschutzvereine schon während des Hundebooms in der Pandemie befürchtet hatten, tritt besonders in diesem Sommer ein: Viele, die sich einen Hund angeschafft hatten, wollen ihn nach einiger Zeit nicht mehr. Schon 2022 war die Zahl der Haustierhunde wieder zurückgegangen, erste Tierheime meldeten deshalb Engpässe. In den gerade noch laufenden Sommerferien in Bremen und Hamburg haben die Tierheime nun einen Annahmestopp verhängt, teilweise sogar, wenn es sich um Notfälle handelt. „Wir haben die Sommerferien, nach den Coronajahren möchten die Leute wieder gerne in den Urlaub fahren – und die armen Tiere landen dann hier im Tierheim“, sagte etwa die leitende Ärztin des Hamburger Tierheims. Doch gebe es nun keine freien Plätze mehr. Normalerweise würden etwa im Kieler Tierheim rund 180 bis 200 Tiere pro Tag versorgt. Aktuell sein es knapp 350. Bundesweit fordern Tierheime deshalb eine bessere Ausstattung: Der Betrieb der bundesweit rund 550 Tierheime ist laut des Deutschen Tierschutzbundes finanziell kaum mehr durchzuführen.