: Wohnbündnis schrumpft
Immobilienkonzern Adler will trotz Vereinbarung die Mieten kräftig erhöhen
Der Immobilienkonzern Adler erhöht in Berlin die Mieten und steigt aus dem Bündnis für Wohnungsbau und bezahlbares Wohnen aus. Das Bündnis kam im Juni 2022 auf Drängen der damaligen Regierungschefin Franziska Giffey (SPD) zustande und sollte genau solche Erhöhungen einschränken. Die Anpassung der Mieten sei nach einer Gesamtbetrachtung der Interessen von Stakeholdern, Aktionären, Gläubigern und Mietern erforderlich, hieß es am Dienstag von dem Unternehmen. In der Konsequenz trete die Adler Group aus dem Bündnis aus.
Neben Neubauzielen sollte das Bündnis auch für Vereinbarungen zur Mietentwicklung und zum Mieterschutz stehen. So wurde unter anderem festgeschrieben, dass die privaten Wohnungsunternehmen die Mieten maximal um 11 Prozent in drei Jahren erhöhen. Gesetzlich möglich sind in Berlin bis zu 15 Prozent in drei Jahren. Die ortsübliche Vergleichsmiete des Mietspiegels darf grundsätzlich nicht überschritten werden.
Die Adler Group hielt Ende 2022 in Berlin etwa 17.000 Mietwohnungen. In ihrem Statement teilte sie nicht mit, um wie viel Prozent sie die Mieten derzeit erhöht. Mehrere Medien berichteten jüngst, dass der Konzern die Kappungsgrenze von 15 Prozent in zahlreichen Fällen komplett ausnutze. Adler war ins Visier der Finanzaufsicht Bafin geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober 2021 erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring gestanden hatte. Er hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, es ging unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Leerverkäufer verkaufen in der Hoffnung auf fallende Kurse geliehene Aktien, um sie später zu geringerem Preis zurückzukaufen.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verweigerte Adler später das Testat für die Bilanz 2021. Im vergangenen Jahr schrieb die Gruppe einen Verlust von rund 1,7 Milliarden. Im April gab ein Gericht dem Konzern grünes Licht für eine Umstrukturierung. (dpa, taz)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen