wortwechsel
: Menschen in Parks und politische Eliten

Junge Leute wollen öffentlichen Raum mitgestalten. Hindern sie die Älteren daran? Politische Eliten hofieren ihre Klientel zum Machterhalt. Hat Klimaschutz das Nachsehen?

Aljezur, Portugal, am 7. August Foto: Pedro Nunes/reuters

Jugend

„Rein in die Parks!“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

Liebe Ann-Kathrin Leclère, vielen Dank für das Teilen deiner starken Gefühle zu eurem Bedürfnis, zu eurem Recht, öffentliche Räume mitzubewohnen, zu gestalten, zu befeiern, zu beglücken, sich für sie zu begeistern und manchmal auch, sie zu betrauern. Danke, dass du so deutlich benennst, dass ihr ja auch alle divers seid! So wie wir „Alten“ (ich bin 62) ja auch!!! Ja, genau wie du schreibst: Wir wollen doch genau dieses freiere, bunte, nicht uniformierte Leben in der Stadt. Herumliegender Müll ärgert mich auch, da müssen wir alle zusammen helfen, damit wir damit achtsamer umgehen. Aber ich bin auch für einen achtsamen Umgang mit euch, mit uns allen! Wir brauchen uns doch gegenseitig: Ich zum Beispiel möchte nicht durch den Park schleichen und mir vorkommen wie im Altersheim!

Sabine Wolfrum, Erlangen

Lärm macht krank

„Rein in die Parks!“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

wenn ich in den park gehe, möchte ich die vögel singen hören oder die abwesenheit von geräuschen genießen. nichts zu hören geht in unseren städten fast gar nicht mehr, und lärm macht krank. deshalb bin ich gegen diese boomboxen. und party machen heißt leider realistischerweise: müll und zerstörte natur

Friedrich Thorwest, München

Kurios

„Rein in die Parks!“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

Die ältere Generation würde in ihrem Urteil über die Jugend oft „pauschalieren“, meint die Autorin. Weiß aber ganz pauschal, was in den Köpfen der Boomer und der Generationen danach vorgeht. Kurios. Martin Heberlein, Würzburg

Defa-Filme

„Apachen tragen keine Federn“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

In dem informativen Artikel wird sugge­riert, dass es in der DDR Karl-May-Verfilmungen mit Gojko Mitić durch die Defa gab. Das stimmt nicht. Der erste Defa-Indianerfilm „Die Söhne der großen Bärin“, der einen Indianerhype auslöste, basiert auf den Jugendbüchern von Liselotte Welskopf-Henrich. Der zweite Indianerfilm „Chingachgook – Die große Schlange“ wurde nach Motiven aus Coopers „Lederstrumpf“-Roman „Der Wildtöter“ gedreht. Auch alle anderen Defa-In­dia­ner­filme hatten nichts mit Karl May zu tun, dazu waren sie historisch viel zu genau.

Lutz Engelmann, Berlin

Kulturgüter

„Die Deutschen und ihr Winnetou“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

Die Diskussion über kulturelle Aneignung im Allgemeinen und im Fall von Karl May im Speziellen ist für die betroffenen Personengruppen wenig hilfreich – im Gegenteil. Der Schriftsteller bedient sich selbstverständlich rassistischer Stereotype, die aber zu seinen Lebzeiten gesellschaftlicher Konsens waren. Den BesucherInnen der Karl-May-Veranstaltungen geht es nicht darum, diesen Konsens aufrechtzuerhalten, sondern sie wollen einfach nur Unterhaltung.

Diese wissenschaftlich betrachtet ­gerechtfertigte, aber im Alltag der Besu­cherInnen völlig überzogene Kritik führt aus meiner Sicht nicht in die gewünschte Richtung. In Zeiten von Corona, Krieg und Klimawandel ist die Bevölkerung schon genug verunsichert. Das Infragestellen alter Kulturgüter hilft zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur der AfD. Auch hilft es den betroffenen Bevölkerungsgruppen, hier der indigenen Bevölkerung (Nord-)Amerikas, in keiner Weise.

Thomas Schmidt, Mettingen

Handlungsempfehlung

„Das Haus brennt“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

Den Artikel von Bernhard Pötter empfinde ich als einen der besten unter den inzwischen recht zahlreich in den Medien erscheinenden Handlungsempfehlungen an Politik und Gesellschaft, um endlich mal „zu Potte“ zu kommen, wenn es mit der Abwehr weiter steigender Durchschnittstemperaturen und zu erwartender schlimmer und teurer Folgen des Klimawandels klappen soll. Nur eine Anregung in diesem Text kann ich nicht unterschreiben: Wenn ich es richtig verstanden habe, sollten die Grünen EU-Hilfen für Atomkraft in der EU unterstützen, um der FDP die Akzeptanz eines Tempolimits auf der Autobahn zu erleichtern. Da frage ich mich: Warum das denn noch?, wo gerade die Grünen schon viele Kröten geschluckt haben, um die Koalition nicht zu sprengen. Gerade die Akzeptanz von Atomkraft muss für die Grünen ein No-Go sein.

Harald Garzke, Porta Westfalica

Politische Eliten

„Das Haus brennt“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

bernhard pötter macht einen großen denkfehler, wenn er schreibt: „Die politischen Eliten begreifen den Klimawandel nicht und versagen daher bei ihrer effektiven Bekämpfung.“ das ist für mich völlig absurd: natürlich verstehen das die politischen eliten sehr gut – aber sie sind einfach nicht willens, weil zu feige und zu machtversessen, die entsprechenden maßnahmen zu ergreifen.

den politischen eliten geht es doch vor ­allem darum, ihre eigene machtposition abzusichern und auszubauen, indem sie ihre klientel schützen und füttern; und das ist ein fantastischer brandbeschleuniger für unser haus! die spielen nicht „denn sie wissen nicht, was sie tun“, sondern diese eliten handeln gezielt wider besseres wissen. ich finde, es ist eine große herausforderung und außerordentlich wichtig, dass jour­na­lis­t*in­nen diese strategien systematisch und vernetzt entlarven – und diese eliten, diese menschen, mit ihrem menschenverachtenden handeln konfrontieren.

Thomas Maier, Alzay

Wirtschaftswachstum

„Das Haus brennt“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

Ja, das Haus brennt schon im Erdgeschoss. Anstatt aber das Feuer zu löschen, wird der Dachstuhl sogar noch ausgebaut.

Statt sich endlich einmal mit den ­berechtigten Sorgen der Klimaschützer auseinanderzusetzen, reden unsere „Volksvertreter“ lieber mit der Autoindustrie oder mit Kohlekonzernen, die Wälder abholzen und Dörfer plattmachen lassen, damit man die darunter liegende klimaschädliche Kohle aus der Karbonzeit für das Wirtschaftswachstum auch noch verfeuern kann. Unser Planet gleicht immer mehr einer Müllhalde, die Meere sind voller Plastikmüll, abgeholzte oder verbrannte Wälder und ein Klimawandel, der immer mehr anwächst.

RICKY-13 auf taz.de